VARIA: Post scriptum

Dichter und Denker

Pfleger, Helmut

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Spiele ich bei zu viel Wein Schach, bleibe dabei nur zum Schein wach, verlier’ die Dame, habe nicht mehr lange Bauern, und mein armer König, der muss bange lauern, und mein Gegner setzt mich ohne Sorgen matt, bin vom Schach und Wein ich bis zum Morgen satt!“
Diese Verse brachte Dr. med. Helmut Schröder während des letzten deutschen Ärzteturniers in Bad Neuenahr zu Papier, vermutlich inspiriert und gedämpft zugleich vom Ahrwein.
Das lässt mich an einen anderen Dichter und Schachspieler denken, nämlich Johann Wolfgang von Goethe, der allerdings dem Weine gegenüber weit weniger zwiespältig war, dafür umso mehr dem Schachspiel. So lehrt er Sohn August zwar Schach, preist es auch als „Probierstein des Gehirns“, meint aber andererseits im „Götz von Berlichingen“: „Lieber hört ich das Geheul der Totenglocke und des knurrigen Hofhunds Bellen, als von Läufern, Springern und anderen Bestien das ewige ,Schach dem König‘!“ Und – es kommt noch schlimmer – führt sein langes Leben in ungetrübter geistiger Frische zurück auf seine Abstinenz dem Tabak und Schachspiel gegenüber.
Ganz anders der ärztliche Kollege Friedrich Schiller, der zwar in seiner medizinischen Abschlussarbeit schreibt: „Unter dem Schlaf ordnen sich die Lebensgeister wiederum in jenes heilsame Gleichgewicht, das die Fortdauer unseres Daseins so sehr verlangt“, sich aber nachts mit Kaffee, Tabak, Likör und – es muss gestanden sein – Schach aufputscht, selber dazu in Briefen aber meint, es habe ihm Trost in seiner langen Krankheit gewährt.
Über Schillers Schachkünste weiß ich nichts, sehr wohl aber über die von Frau Bolton in „Lady Chatterley und ihr Liebhaber“: „. . . Sie würde ihm Kaffee oder Kamillentee machen, und sie würde Schach oder Pikett mit ihm spielen. Sie hatte eine seltsame weibliche Gabe, um Schach sogar noch gut genug zu spielen, wenn sie fast schon dreimal eingeschlafen war . . .“ Sollten Sie indes mit dem Manko des Mannseins geschlagen sein, dann bitte nun ganz, und nicht wie Dr. Schröder nur zum Schein, wachgeblieben, wenn Sie wie Dr. med. Alfred Emich, sei es mit Wein, Kaffee oder Kamillentee, in jedem Fall aber als Weißer am Zug, einen durchschlagenden Gewinn finden wollen.

Lösung:
Tartakower meinte einst: „Mit einem Springer auf e5 gewinnt sich die Partie von ganz alleine!“ Wie Recht er hatte! Also hineingeopfert in die schwarze Achillesferse f7: 1. Sxf7! Dr. Emichs Gegner der 2. Runde zog nach dieser Springergabel ein Ende mit Schrecken einem Schrecken ohne Ende vor und nahm den Bösewicht: 1. . . . Kxf7, um aber jetzt durch 2. Dxe6+ Kg6 3. Df7 matt gesetzt zu werden.

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