VARIA: Post scriptum

Lockender Lorbeer

Pfleger, Helmut

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Beim deutschen Ärzteturnier trägt jeder Teilnehmer eine Erinnerungsgabe des Deutschen Ärzteblattes mit nach Hause, die ersten fünf sogar von der APO-Bank gestiftete Geldpreise. Das ist sehr schön; doch als ich die Ausstellung „Lockender Lorbeer“ in der Münchner Antikensammlung besuchte, sah ich, dass selbst hierzu noch eine Steigerung möglich ist.
In der Antike gab es nicht nur sportliche, sondern auch musische (Gesang und Dichtung) Wettkämpfe, ja sogar solche im Essen und Trinken, Rätsellösen und Wollekämmen und in Brettspielen. Und zumindest auf diese dürfte sich die vernichtende Äußerung von Plinius dem Älteren im 1. Jahrhundert nach Christus: „Die geistigen Fähigkeiten der Athleten sind nicht größer als die der Tiere“ nicht bezogen haben. Das ändert aber nichts daran, dass sich – schon damals – für die körperlichen Wettkämpfe die meisten begeisterten, die Elite ebenso wie das gemeine Volk. Den Siegern wurden nicht nur, wie in Delphi, Lorbeerkränze geflochten, sondern auch solche aus Olivenzweigen, ja sogar aus Pinien und Sellerie. Zumindest letztere Frucht wächst ja auch hierzulande – als kleine Anregung fürs nächste Turnier. Darüber hinaus wurden aber Olympiasieger in Athen lebenslang auf Staatskosten im Ratshaus gespeist, weiterhin genossen sie Steuerfreiheit, erhielten einen Ehrensitz im Rat und im Theater sowie weitere Privilegien und waren verdienten Staatsmännern und Feldherren gleichgestellt. Und natürlich wurde ihnen eine Siegerstatue errichtet.
Zugegebenermaßen war der Weg zu den höchsten Ehren allerdings mühsam oder schon einmal ausgesprochen kalorienreich. So nahm Milon, der berühmteste Ringer der Antike, täglich 18 Pfund Brot und Fleisch sowie 9 Liter Wein zu sich; der Erfolg gab ihm recht, 28 Jahre lang gewann er jeden Wettkampf. Dass dieser Ausnahmeathlet dennoch auch als hirnloser Vielfraß geschmäht wurde, lag denn auch nicht an seiner üppigen Nahrungsaufnahme, sondern lediglich an einer Mésalliance: Milon akzeptierte für seine Tochter einen ordinären Arzt namens Demokedes als Schwiegersohn. In der Medizin zwar berühmt, doch als Arzt eben nicht von Adel.
Alles andere als ordinär war der strategisch-taktische Florettstich, mit dem Dr. med. Richard Berthold als Weißer am Zug gegen Dr. med. Helmut Biller, einen der Besten, trotz der Bedrohung seines Bauern e5 gewinnbringenden Vorteil erreichte. Wie kam’s?

Lösung:
Weiß ignorierte die Gefährdung seines wichtigen Bauern e5 und zog 1. a6!, womit er die Basis der Bauernkette b7-c6-d5 unterminierte. Nun gewönne auf 1. . . . Sxe5 einfach 2. axb7 Tb8 3. Lxe5 Lxe5 4. Sxc6, auf das bessere 1. . . . bxa6 indes auf lange Sicht 2. Sxc6, wonach auch noch der Bauer a6 fiele und e5 gedeckt wäre.

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