ArchivDeutsches Ärzteblatt46/2005rund ums Geld: Finanzhaie lauern überall

VARIA: Schlusspunkt

rund ums Geld: Finanzhaie lauern überall

Rombach, Reinhold

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LNSLNS Bei der jüngsten Telefonberatung, die bekanntlich jeden ersten Samstag im Monat stattfindet, wurde ich mehrfach nach der Wohnungsbaugesellschaft Leipzig West gefragt, dort gäbe es doch ziemlich ansprechende Renditen für Inhaberschuldverschreibungen. Andere jammerten über die extrem niedrigen Zinsen für Tagesgeld und fragten nach gewinnträchtigen Alternativen.
Diese Gemengelage, einerseits ziemlich niedrige Zinsen am Kapitalmarkt, andererseits die Suche nach „passenden“ Ausweichmöglichkeiten, lockt viele Anleger schnurstracks zu manchen Firmen, die in Hochglanzprospekten zum Kauf ihrer Bonds (Firmenanleihen) animieren. Die dort gebotenen Zinsen sind durchaus ansehnlich, zwischen sechs und acht Prozent bei einer überschauba-
ren Laufzeit so um sechs Jahre.
Kein Wunder, dass diese Angebote jede Menge Abnehmer finden, zu verlockend ist das hohe Zinsangebot, und zu wenig misstrauisch sind
die Anleger, zumal im Prospekt die Lage der Gesellschaft oft als erstklassig dargestellt wird. Ich habe mir einige dieser Broschüren durchgeschaut und muss sagen, dass sie schon recht gut aufgemacht sind; nur Fachleute vermögen die Fallstricke zu sehen.
Dabei sind die Produkte so mancher Firmen aus dem so genannten Grauen Kapitalmarkt meiner Meinung nach brandgefährlich und halten
einer genauen Überprüfung kaum stand. Meistens werben diese Unternehmen auch damit, dass der Anleger kein Kursrisiko habe, weil die Inhaberschuldverschreibung (IHS) eben nicht an der Börse gehandelt wird. Das ist zwar sachlich richtig, ändert aber nichts an der Tatsache, dass dem Käufer der IHS im Zweifel der Totalverlust seines gesamten eingesetzten Kapitals drohen kann.
Bei der Wohnungsbaugesellschaft Leipzig West etwa geben die Bilanzzahlen mehr Rätsel auf, als sie erhellend wirken. 100 Millionen Euro sind im Zahlenwerk an „verbundene Unternehmen“ verliehen, aber unter „Finanzanlagen“ nur Beteiligungen im Wert von 17 Millionen Euro ausgewiesen. Wo ist der Rest?
Bei der Düsseldorfer DM-Beteiligungen haben sich mir beim Lesen des Prospekts auch die Haare gesträubt. Genau besehen ist der Schuldenstand dort für meinen Eindruck horrend, die Beteiligungen sind nicht sehr werthaltig und die Überschüsse ziemlich mickrig.
Es ist nicht möglich, alle meines Erachtens zweifelhaften Adressen, die sich in diesem Segment tummeln, aufzuzeigen, sie gehen vermutlich in die Hunderte. Für mich gehören hierzu unter anderem die EECH European Energy Consult, die First Real Estate und VermögensGarant. Natürlich muss sich jeder selbst informieren und auch eine eigene Meinung bilden. Diesen Firmen würde ich jedenfalls keinen müden Euro zahlen.

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