

So berichtet der Kulturhistoriker Emil Fuchs davon, wie er in jungen Jahren in einem Schachklub Zeuge eines absonderlichen Rituals wurde. Ein älterer Herr hatte dort die Gewohnheit, nach jeder verlorenen Partie wütend seinem Schachkönig den Kopf abzubeißen. Dem Klub drohte ein zunehmender Verlust des Spielmaterials – nichts ist weniger ersetzbar als ein König. Schließlich fand man, ohne den Sonderling zu verprellen, einen Ausweg aus dem Dilemma, indem man die Köpfe wieder am Sockel anklebte und ihm just diese Figuren vorsetzte. Und reichten die Reaktionen anfangs von Erstaunen bis zu Entsetzen, so sahen mit der Zeit immer mehr diesen Enthauptungen wie einem liebgewonnenen Schauspiel entgegen.
Ausnahmsweise will ich mich einmal aller tiefenpsychologischen Überlegungen zum Ödipuskomplex enthalten und nicht auf die symbolische Gleichsetzung von König und Vater (wie auch im Märchen) eingehen. Das ist eine andere Geschichte und soll ein anderes Mal erzählt werden. Sehr wohl aber sei festgehalten, dass auch Ärzte keine Buddhas sind, die allen Wechselfällen des Lebens und Schachs mit unerschütterlichem Gleichmut begegnen.
Nun kann Prof. Dr. med. Peter Krauseneck wahrlich nicht über häufige Niederlagen klagen, des Öfteren bessert er sein karges Chefarztgehalt mit den Geldpreisen der APO-Bank (für die ersten fünf) auf, doch gegen Dr. med. Thorsten Heedt hatte er diesmal das Nachsehen.
Sehen Sie, wie Dr. Heedt als Weißer am Zug eine schöne Gewinnkombination fand?
Lösung:
Nach 1. Df7+! wäre 1. . . . Dxf7 2. exf7+ Kf8 3. fxe8D+ Kxe8 wegen des Turmverlusts natürlich hoffnungslos gewesen. Prof. Krauseneck entschloss sich deshalb
zu 1. . . . Kh7, was allerdings sei-
nem König nach 2. Dxg6+ Kxg6 3. Le4+ Kh5 4. Sf4 matt gar nicht gut bekam. Ich versichere Ihnen jedoch, der Kopf des Königs blieb dran.
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