BRIEFE
Arbeitszeitgesetz: Arzt „alter Schule“


Foto: Eberhard Hahne [m]
nikärzten, die eine Stelle suchten – sie waren dankbar, wenn sie eingestellt wurden – auch unter der Bedingung, täglich (ohne Vergütung) zwei Stunden Mehrarbeit zu leisten. Dabei ging es darum, nicht nur Personalkosten zu sparen, sondern um eine umfassende
Versorgung der Patienten zu gewährleisten. Wenn das Arbeitszeitgesetz jetzt zu Schichtdiensten zwingt, bedeutet dies für die Patienten zweifellos eine Verschlechterung – außerdem führt es zu einer Senkung der Effizienz der ärztlichen Arbeit. Die Problematik langer Arbeitszeiten betrifft übrigens nicht nur die Klinikärzte, sondern auch die niedergelassenen Kollegen. Viele können von einem zehnstündigen Arbeitstag nicht einmal träumen. Lange Arbeitszeiten kollidieren offensichtlich mit dem heutigen Anspruch auf Lebensgenuss. Da die Wertschätzung des ärztlichen Ethos nicht nur bei der Bevölkerung, sondern auch bei den Ärzten zurückgegangen ist, sind diese nicht mehr bereit, eigene Bedürfnisse hintanzustellen und länger zu arbeiten, als es in anderen Berufen üblich ist. Auch wenn den Ärzten die oberste Leitung der Kliniken genommen wurde und wenn ihnen etwas von ihrem Sozialprestige abhanden kam, so sollte dies kein Grund sein, jetzt eine Arbeitszeit wie in der Klinikverwaltung zu fordern – das heißt von acht bis 16 Uhr. Wir stützen ja unser ärztliches Ethos teilweise darauf, dass wir ohne Rücksicht auf eigene Interessen uns voll engagieren, um anderen Menschen zu helfen. Ich bin sicher, dass die Ärzte „alter Schule“ durchaus nicht ausgestorben sind und dass diese in ihrer Arbeit einen außerordentlich befriedigenden Lebensinhalt sehen.
Dr. med. Uwe Kleen, Fallmeisterweg 1, 91438 Bad Windsheim
Alpert, Carsten
Hoffmann, Marlise
Plath, Frank
Löwenstein, Oliver
Jäger, Matthias
Kommentare
Die Kommentarfunktion steht zur Zeit nicht zur Verfügung.