ArchivDeutsches Ärzteblatt49/2005Gummibärchen beim Facharzt

VARIA: Feuilleton

Gummibärchen beim Facharzt

Schwarze, Arlett

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LNSLNS Nach wochenlangem Warten auf den Facharzttermin betraten meine zweijährige Tochter und ich das Wartezimmer. Eine heiße Wolke durchgeschwitzter Luft, angereichert mit Kohlendioxyd, schlug uns entgegen. Wir reihten uns geduldig in die Schlange der Wartenden. Erleichterung, als meine Augen eine Kinderecke erspähten. Auch mein Kind hatte die Ecke jetzt entdeckt und packte alsbald alles Angebotene sorgfältig auf den Fußboden. Nach einer halben Stunde war das Wartezimmer noch genauso voll, die Kinderkiste aber leer. Mein Kind beschloss zu gehen.
Wir wendeten die Kiste von oben nach unten, schauten die Bücher rückwärts an, malten zum dritten Mal Kreise und Blumen. Es war so heiß. Ein Schuljunge setzte sich neben uns. Triumphierend packte er eine Tüte Gummibärchen aus. Der nette Großvater stupste seinen Enkel an, mein Kind strahlte. Das allgemeine Interesse im Wartezimmer war wieder auf uns gerichtet. Der Junge wurde aufgerufen, seine Gummibärchen ließ er da. Der Großvater und mein Kind waren nicht zu bremsen. Nach einer halben Tüte schritt ich dann doch ein. Da wollte sie dann wieder gehen.
Eine weitere Stunde war vergangen. Wir wurden aufgerufen. Als wir dann gingen, war das Wartezimmer etwas leerer. Ich dachte erleichtert an morgen, wieder jenseits der Wartezimmertür arbeiten zu können. Manchmal schärft eine kleine Begebenheit einfach wieder neu die Sinne.
Abends hatte mein Kind Bauchschmerzen.
Dr. med. Arlett Schwarze

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