ArchivDeutsches Ärzteblatt PP1/2006Ärztliche Vergütung: Endlich Euro statt Punkte

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Ärztliche Vergütung: Endlich Euro statt Punkte

Maus, Josef

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KBV-Vorstand Ulrich Weigeldt: Wollen neue Vertragsgebührenordnung selbst erarbeiten. Foto: Georg J. Lopata
KBV-Vorstand Ulrich Weigeldt: Wollen neue Vertragsgebührenordnung selbst erarbeiten. Foto: Georg J. Lopata
Weigeldt kündigt EBM-Korrekturen und hausärztliche Gebührenordnung an.
Der Vorstand der Kassenärztlichen Bundesvereinigung will die Entwicklung einer neuen vertragsärztlichen Gebührenordnung in Euro nicht einem noch zu gründenden Institut überlassen. Bundesgesundheitsministerin Ulla Schmidt hatte dies im Rahmen der Koalitionsvereinbarung angekündigt. „Wir wollen nicht an einer solchen Gebührenordnung mitarbeiten“, sagte KBV-Vorstandsmitglied Ulrich Weigeldt bei der KBV-Vertreterversammlung in Berlin, „wir wollen sie erarbeiten!“
Die KBV will dabei die betriebswirtschaftlichen Kalkulationen und Erfahrungen aus der Entwicklung des EBM 2000plus nutzen. Weigeldt: „Wir müssen alles dafür tun, eine Honorierung in fester Währung zu erhalten. Sprächen wir endlich über ärztliche Leistungen in Euro und Cent, wären die Neiddiskussionen am Ende.“
Auf dem Weg dorthin soll es keine „hektischen Bewegungen“ bei der Überarbeitung des EBM geben. Nach zwei Abrechnungsquartalen hat sich Weigeldt zufolge ein vordringlicher Korrekturbedarf bei
- Teilen der belegärztlichen Versorgung,
- Leistungen der Radiologie und Strahlentherapie,
- Leistungen der Kardiologie,
- Leistungen der neurologischen und psychiatrischen Versorgung sowie
- der Bewertung von Hausbesuchen und Wegepauschalen
herauskristallisiert. Dies will die KBV im Bewertungsausschuss mit den Krankenkassen als Erstes in Angriff nehmen.
Doch es gibt auch grundsätzliche Probleme mit dem EBM 2000plus. Ulrich Weigeldt: „Der hohe Anteil persönlich zu erbringender Leistungen, also solcher Leistungen, die nicht delegierbar sind, weist auf die Ursachen hin: Im EBM ist die genuin ärztliche Leistung schlichtweg unterbewertet.“ Überdies belegten die jetzt vorliegenden Abrechnungsergebnisse, dass der Leistungsbedarf nicht durch die budgetierte Vergütung gedeckt sei. KBV-Vorsitzender Andreas Köhler: „Wir können jetzt die Diskrepanz zwischen den zur Verfügung stehenden Geldmitteln und dem nachgewiesenen Leistungsbedarf beziffern. Anders ausgedrückt: Wir wissen jetzt, wie viel Quartal am Ende des Budgets noch übrig ist.“
Dass der neue EBM alleine kein zusätzliches Geld in die ambulante Versorgung bringen würde, war indes von vornherein klar. Solange die Gesamtvergütung einer strikten Budgetierung unterliegt, bleibt den KVen nur, den Mangel zu verwalten. Gleichwohl will die KBV versuchen, die – so Weigeldt – erkannten Dysbalancen auszugleichen, soweit dies möglich ist. „17 verschiedene Honorarverteilungsverträge machen diese Justierarbeit nicht unbedingt einfacher“, räumte der KBV-Vorstand ein.
Bereits mit Blick auf die angestrebte Umstellung der Gebührenordnung auf feste Eurobeträge kündigte Weigeldt die Entwicklung einer Hausarzt-Gebührenordnung an, die „die hausärztliche Tätigkeit mit ihren besonderen Bedingungen, aber auch ihren Fähigkeiten real abbildet“. Ebenso dringlich sei dies für das ambulante Operieren und die Belegärzte, um aus der Öffnung der Krankenhäuser keine Einbahnstraße werden zu lassen und die Wettbewerbsfähigkeit der Vertragsärzte zu stärken. JM

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