ArchivDeutsches Ärzteblatt PP1/2006TK-Modell: Grundsätzliche Auseinandersetzung

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TK-Modell: Grundsätzliche Auseinandersetzung

Hardt, Jürgen

Zu dem Leserbrief „Erfolgreicher Anlauf“ von Hardy Müller in Heft 11/2005:
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LNSLNS Der Leserbrief von Hardy Müller lässt leider die Sachlichkeit vermissen, die beim Aufbau von Projekten im höchst sensiblen Bereich der Psychotherapie dringend erforderlich ist. Mit unnötiger Polemik verunglimpft er die Bedenken einer großen Gruppe von engagierten Psychotherapeuten aller Fachrichtungen und damit zugleich das fachliche Bemühen der Hessischen Psychotherapeutenkammer, ihrer Ausschüsse für Qualitätssicherung sowie Wissenschaft und Forschung.
Hier maßt sich ein psychotherapeutischer Laie und Gesundheitsadministrator an, ethische und fachliche Bedenken zu desavouieren. Er unterstellt seinerseits fälschliche Behauptungen und beteuert die Modernität „ergebnisoffener“ Verbesserungsansätze, deren Qualität zusätzlich von „universitären Einrichtungen“ garantiert sei.
Er vergisst mitzuteilen, dass ein ausführliches Gespräch zwischen einer Vorstandskommission der Kammer mit Vertretern der TK über das Projekt auf hohem fachlichen Niveau stattfand, in dem vonseiten
der TK Zusagen gemacht wurden, die dann offensichtlich aus internen Gründen nicht eingehalten wurden. Er vergisst, dass die beiden Ausschüsse der Kammer, Qualitätssicherung sowie Wissenschaft und Forschung, ausführliche Stellungnahmen vorgelegt haben und sich nach sorgfältiger Prüfung nicht entschließen konnten, das Projekt in der vorliegenden Form zu empfehlen.
Er vergisst, dass schließlich die Kammer aus den weiteren Gesprächen mit der KV Hessen ausgeschlossen wurde, um schließlich doch noch einen Vertragsabschluss in Hessen zu erreichen. Er vergisst, dass die Teilnahme am Projekt ein Verstoß gegen die Berufsordnung der Kammer gewesen wäre, wenn nicht diese darauf bestanden hätte zu klären, ob eine Überprüfung des Projektes in Bezug auf ethische Bedenklichkeit stattgefunden hat. Diese Unbedenklichkeit wurde erst nach mehrfachem Nachfragen bestätigt.
Wenn man den Brief von Herrn Müller in diesem Kontext liest, wird deutlich, dass es sich hier nicht mehr um einen Einzelfall eines Projektes der Qualitätssicherung handelt, sondern um eine grundsätzliche Auseinandersetzung zwischen den Belangen ethisch-therapeutischen Handelns und einer vorrangig an Effektivität, Effizienz und zu vermutender Kostendämpfung orientierten administrativen Logik.
Jürgen Hardt, Präsident der Landeskammer für Psychologische Psychotherapeuten und Kinder- und Jugendlichenpsychotherapeutinnen und -therapeuten, Gutenbergplatz 3, 65187 Wiesbaden

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