ArchivDeutsches Ärzteblatt4/2006Mammographie-Screening: Unter Beobachtung

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Mammographie-Screening: Unter Beobachtung

Richter-Kuhlmann, Eva

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LNSLNS Dreieinhalb Jahre nach dem Beschluss des Deutschen Bundestages, bundesweit ein qualitätsgesichertes und bevölkerungsbezogenes Mammographie-Screening für Frauen zwischen 50 und 69 Jahren einzuführen, ist das Programm jetzt gestartet. Seit Jahresbeginn arbeiten die Referenzzentren, die ersten Screening-Einheiten bereits seit Ende 2005. Flächendeckend solle das Screening nach europäischen und deutschen Leitlinien im Jahr 2007 angeboten werden, erklärten Kassenärztliche Bundesvereinigung (KBV) und die Kooperationsgemeinschaft Mammographie am 19. Januar in Berlin. „Wir wollen 70 Prozent aller berechtigten Frauen zur Teilnahme motivieren und die Sterblichkeit an Brustkrebs um 30 Prozent verringern“, sagte Dr. med. Andreas Köhler, Vorstandsvorsitzender der KBV.
Das ist ein hoch gestecktes Ziel. Da das Mammakarzinom inzwischen eine „politisierte“ Erkrankung ist, werden viele Augen auf das Screening-Projekt gerichtet sein, das wissenschaftlich nicht unumstritten ist. Schließlich werden hauptsächlich gesunde Frauen untersucht und alle zwei Jahre einer Strahlenbelastung ausgesetzt. Das frühzeitige Erkennen eines Karzinoms bei einigen wenigen Patientinnen darf nicht mit einer Vielzahl von verängstigten und möglicherweise gar unnötig therapierten Frauen bezahlt werden.
Die Voraussetzungen für ein Gelingen des Projekts scheinen jedoch günstig. Positiv sind die Erfahrungen einiger anderer europäischer Länder sowie die Evaluation der Modellprojekte in Bremen, Weser-Ems und Wiesbaden. Vertrauenerweckend für die Frauen dürften sein: die Vorgabe von Mindestuntersuchungszahlen für die beteiligten Ärzte (5 000 Mammographien jährlich), eine obligatorische Doppelbefundung, die Trennung von der kurativen Behandlung, eine regelmäßige Fortbildung und Überprüfung der Radiologen durch die Referenzzentren sowie das Einladungssystem aufgrund amtlicher Meldedaten.
Der Aufbau der Logistik – ein Kraftakt für KBV, gesetzliche und auch private Krankenversicherungen – ist ein Erfolg für die gemeinsame Selbstverwaltung. Wie erfolgreich das Screening-Programm auch medizinisch ist, wird sich allerdings erst in fünf Jahren, nach zwei Intervallphasen, zeigen. Dr. med. Eva Richter-Kuhlmann

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