POLITIK
Die Basis begehrt auf: Widerstand gegen unzumutbare Arbeitsbedingungen regt sich auch fernab der „großen Politik“ in Berlin.


200 Ärzte und Helferinnen beteiligten
sich am Protestmarsch in
Bad Neuenahr-Ahrweiler.
Fotos: Eberhard Hahne
Sinkende Honorare, sinnlose Bürokratie, Checklistenmedizin und Spargesetze – die Kritik an den Rahmenbedingungen ärztlicher Arbeit ist bundesweit deckungsgleich und vor allem nicht neu. Was treibt die Ärzte ausgerechnet jetzt auf die Straße?
„Mit der letzten Abrechnung der Kassenärztlichen Vereinigung hat auch der Letzte bemerkt, dass uns die wirtschaftliche Basis wegbricht“, sagt Meinke. Das Fass zum Überlaufen brachte aber offenbar die Überlegung von Bundesgesundheitsministerin Ulla Schmidt kurz vor dem Jahreswechsel, die Honorare der privaten und der Gesetzlichen Krankenversicherung anzugleichen. Eine Anpassung nach unten, die die meisten unterstellen, würde die Honorare der niedergelassenen Ärztinnen und Ärzte noch einmal um 30 Prozent sinken lassen. Dabei werden schon jetzt 30 Prozent der ärztlichen Leistungen von den gesetzlichen Krankenkassen nicht mehr vergütet. Die Folge: „Wir können nur noch an Personal und Ausstattung sparen“, ist Meinke überzeugt. Versorgungsengpässe und eine Gefährdung der wohnortnahen Betreuung wären die Folge. Letztere sei aber Voraussetzung für ein gutes Arzt-Patient-Verhältnis und eine vertrauensvolle Zusammenarbeit der Kollegen, findet Hausarzt Dr. med. Thomas Gies. „Bei der derzeitigen Finanzsituation geht die gute Qualität der medizinischen Versorgung ver-
loren“, sagt auch Dr. med. Andreas Reuther. „Die Arbeit hört auf, Spaß zu machen. Dabei haben wir eigentlich einen schönen Beruf“, erklärt der Allgemeinarzt. Der Frust, der sich einstelle, sei das Schlimme, und angesichts der hohen Arbeitsbelastung „brauche ich auch eine finanzielle Anerkennung“, so Reuther. Eine Vergütung in Euro und Cent, die Planungssicherheit schafft, ist deshalb eine zentrale Forderung der Ärzte. Der Diskussion über die angemessene Höhe ärztlicher Einkommen werde man sich gerne stellen, wirft Meinke ein.
Bei den Passanten stießen die Forderungen der Ärzte auf Zustimmung
und Verständnis.
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