

. . . Alle, die so sehr das ungeborene Leben schützen wollen, fordere ich auf, sich einmal damit zu
befassen, warum Frauen abgetrieben haben und immer noch abtreiben. Was tun diese Kollegen für das
geborene Leben? Stellen sie schwangere Frauen ein? Stellen sie Mütter mit Kleinkindern ein? Spenden sie für
Kindertagesstätten etc.? Meinen diese Kollegen etwa, die Entscheidung für eine Abtreibung schüttelt eine Frau
aus dem Ärmel? Ich habe mich mit älteren Gynäkologen unterhalten, die vor 1972 (als in der DDR noch nicht
abgetrieben werden durfte) tätig waren. Sie haben mir berichtet, wie Nacht für Nacht junge Frauen an
selbstinduzierten Aborten verstorben sind und Kinder als Halbwaisen zurückließen. Es gibt etliche Frauen,
denen während der Narkose Tränen die Wangen herunterrannen. Schon der mechanische Akt der Abtreibung -
die Frau muß ihre intimste Region den Blicken aller Tätigen preisgeben - ist nicht dazu angetan, sich wohl zu
fühlen. Und alles müssen die Frauen allein über sich ergehen lassen! Als ich . . . mit drohendem Abort in der
Klinik lag, erlebte ich viele Tragödien. Täglich mußten die Schwestern mindestens einer Schwangeren
mitteilen, daß sich der Kindesvater lossagte. Wie einfach für die Männer! Ärzte sind nicht nur die, die
Abtreibungen vornehmen! Ich kenne Ärztinnen im Praktikum, die sich todunglücklich eine Abtreibung
vornehmen ließen. Warum wohl? Kinder sind in der reichen BRD ein anerkanntes Armutsrisiko. Möchte Dr.
Stingl, daß kein Arzt mehr eine Abtreibung vornimmt? Sollen dann wieder, wie im Mittelalter und vor 1972,
Kurpfuscher die Frauen umbringen? . . . Außerdem glaube ich nicht, daß es den Kollegen Freude macht . . .,
sie sehen nur ein bißchen weiter . . .
Dr. med. Helga Straßenburg, Maybachstraße 1a, 14471 Potsdam
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