MEDIZIN: Referiert
Bluttransfusionen in der Chirurgie


Eine amerikanische Arbeitsgruppe untersuchte diese Fragestellung. Hierzu wurde eine retrospektive Studie mit 1 958 Patienten durchgeführt. Die mindestens 18 Jahre alten Patienten hatten vor einer geplanten Operation die Bluttransfusion aus religiösen Gründen abgelehnt. Es wurden die Mortalität und Morbidität über einen Zeitraum von 30 Tagen nach der Operation ermittelt. Zusätzlich sollte der Einfluß einer kardiovaskulären Erkrankung auf die Mortalität und Morbidität untersucht werden.
Innerhalb von 30 Tagen nach der Operation betrug die durchschnittliche Sterblichkeit 3,2 Prozent. Die Mortalität betrug 1,3 Prozent bei Patienten mit einer präoperativen Hämoglobinkonzentration von mehr als 12 g/dl und 33,3 Prozent bei einer Konzentration von weniger als 6 g/dl. Eine gleichzeitig bestehende kardiovaskuläre Erkrankung erhöhte zusätzlich das Mortalitätsrisiko. Ferner war der Einfluß eines intraoperativen Blutverlustes auf die Sterblichkeit bei Patienten mit geringer präoperativer Hämoglobinkonzentration deutlicher als bei höherer präoperativer Hämoglobinkonzentration. Eine geringe Hämoglobinkonzentration führte auch zum Anstieg der postoperativen Morbidität. Die Autoren folgern, daß bei der Indikationsstellung zur Blutübertragung neben der Hämoglobinkonzentration auch kardiovaskuläre Erkrankungen und ein möglicher operativer Blutverlust beachtet werden müssen. ml
Carson JL et al.: Effect of anaemia and cardiovascular disease on surgical mortality and morbidity. Lancet
1996; 348: 1055-1060
Dr. Carson, Robert Wood Johnson Medical School, Clinical Academic Building, 125 Paterson St, New
Brunswick, New York 08903-0019, USA
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