AKTUELL: Akut
Depression: Protein erklärt den Serotonin-Mangel


Ein Team um den Medizin-Nobelpreisträger Paul Greengard (Jahr 2000) von der Rockefeller-Universität in New York sucht seit einiger Zeit nach den Gründen für einen Mangel an 1B-Rezeptoren. Dabei ist es auf das Protein p11 gestoßen. Dieses Protein steht in enger Beziehung zu dem 1B-Rezeptor, dessen Mangel zur Depression führt. Bei Tieren kommt es nach der Gabe von trizyklischen Antidepressiva zu einer gesteigerten Bildung von p11. Der gleiche Effekt trat nach der Gabe von MAO-Inhibitoren oder einer Elektroschockbehandlung auf. Dass diese drei Therapien, die sehr unterschiedliche Ansatzpunkte haben, den gleichen Effekt auf p11 hatten, spricht dafür, dass das Molekül eine zentrale Rolle in der Pathogenese der Depression hat.
Die Forscher konnten auch Gehirne von Menschen untersuchen, die zu Lebzeiten an Depressionen gelitten hatten. Sie fanden einen Mangel an p11. Bei gentechnisch veränderten „knock-out“-Mäusen wurde das p11 ausgeschaltet. Die Tiere zeigten ein depressives Verhalten. Bei anderen Mäusen wurde die Expression von p11 gesteigert. Diese Tiere verhielten sich, als ob sie eine hohe Dosis SSRI erhalten hatten. Mit den Erkenntnissen rückt ein neues Molekül ins Zentrum der Forschung. Ob sich daraus Ansatzpunkte für neue Behandlungen ergeben, bleibt abzuwarten.
Rüdiger Meyer
Kommentare
Die Kommentarfunktion steht zur Zeit nicht zur Verfügung.