

Mit ihrem Beitrag zum Thema der divergenten Moralvorstellungen von Ärzten (deontologisch) und Management (utilitaristisch) im Krankenhaus haben die Autoren eine sehr interessante Fragestellung aufgeworfen. Treffend beschreiben sie zwar den daraus entstehenden Grundkonflikt, bleiben aber leider eine zufrieden stellende Antwort – bis auf die in jedem Buch über modernes Krankenhausmanagement nachzulesenden, überwiegend ökonomisch ausgerichteten Strategien – schuldig. Vor dem Hintergrund der beschriebenen Moralvorstellungen ist die Schlüsselvariable in Bezug auf Einnahmen und Ausgaben jedes Gesundheitssystems die Art, wie Ärzte Medizin praktizieren. Die zur Lösung dieses Problems international entwickelten Businessmodelle sind linear ökonomisch und fokussieren sich auf die greifbaren, oberflächlichen Aspekte des ärztlichen Verhaltens. Sie sind an die messbaren Größen Geld, Mittelherkunft und Mittelverwendung gebunden, nennen sich Controlling, Benchmarking der Produktivität, Behandlungsqualität oder Einkaufsmodelle und werden auch von den Autoren mit unterschiedlicher Ausprägung und unterschiedlichen Beispielen beschrieben . . . Die unter der Oberfläche liegenden Aspekte des Arztverhaltens können nur im Rahmen eines partnerschaftlichen Change-Prozesses zwischen Management und Ärzten, ja zwischen Gesellschaft und Medizinern geändert werden, dazu hätte in dem Artikel folgerichtig Stellung genommen werden müssen. Die Schlussfolgerung, dass Behandlungsqualität ein Substitut für ethische Anforderungen darstellt, scheint daher sehr kurzsichtig, genauso wie die lapidare Feststellung, dass der Wille zu deontologisch moralischem Handeln durch gesetzliche Vorgaben eingeschränkt werden kann.
Dr. med. Andreas Fiehn, MBA, Klinikum Kassel,
Mönchebergstraße 41–43, 34125 Kassel