SUPPLEMENT: Reisemagazin
Baedeker geliftet: Kneipen neben Kathedralen
Dtsch Arztebl 2006; 103(14): [27]


Foto: picture-alliance /akg
Der Vater aller Reiseführer war ein Erbsenzähler, im wahrsten Sinne des Wortes. Als Karl Baedeker 1847 den Mailänder Dom bestieg, traf er auf dem Weg nach oben zufällig seinen Freund, den Freiherrn Gisbert von Vincke. Der wunderte sich, warum Baedeker ständig erst in die Westentasche, dann in die Hosentasche griff: Alle 20 Stufen steckte der Verleger der „Rheinreise von Mainz bis Cöln“ und anderer wegweisender Schriften eine Erbse aus seiner Westentasche in die Hosentasche, rechnete auf dem Turm die Endsumme aus, und beim Hinabsteigen machte er die Gegenprobe.
Fotos (2): Baedeker
Der „Ur“-Baedeker
von 1828
Die gewohnte alphabetische Ordnung ist generell beibehalten worden; durch ein neues Farbleitsystem entfällt aber lästiges Hin- und Herblättern. Tipps für Kneipen und andere Treffpunkte stehen jetzt sozusagen neben Kirchen und Tempeln. Chefredakteur Reiner Eisenschmidt, seit elf Jahren verantwortlich für die Baedeker-Reihe: „Wir haben uns den veränderten Reise- und Lesegewohnheiten angepasst, aber nicht angebiedert.“ Zu den neuen Perspektiven gehören aufwendig gestaltete 3-D-Grafiken. So werden zum Beispiel im gerade erschienenen Ägypten-Band die Tempel von Edfu und Abu Simbel und natürlich die Pyramiden „aufgeblättert“, eine Sichtweise, die neugierig macht. Frisch und zeitgemäß wirkt das alles. Nach wie vor aber finden auch die Stammleser alles Wissenswerte über Kultur und Geschichte. Hinzu gekommen sind Beiträge und Informationen über den Alltag in den Zielgebieten, kurz: „mehr Atmosphäre, weniger Zahlen“ (Eisenschmidt).
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