MEDIZIN: Referiert
SARS: Identifikation protektiv wirkender Gen-Varianten


Die Autoren untersuchten, ob Varianten im L-SIGN-Gen (Liver/Lymph-Node-Specific-ICAM3-Grabbing-Non-Integrin-Gene) auf Chromosom 19 eine SARS-Infektion beeinflussen. Das Untersuchungskollektiv bestand aus 285 Patienten, die sich bei dem SARS-Ausbruch im Jahre 2003 infiziert hatten, und nichtinfizierten Kontrollgruppen. Letztere umfassten 380 Kontrollen, die vor 2003 gesammelt wurden, 290 Individuen, die während des SARS-Ausbruchs in die Untersuchung einbezogen wurden, und 172 im Klinikbereich Tätige, die höchstwahrscheinlich Kontakt zum CoV hatten, aber nicht erkrankten.
Bei der untersuchten L-SIGN-Gen-Variante handelt es sich um einen Längenpolymorphismus. In der Allgemeinbevölkerung kommen zwischen drei und neun Wiederholungen (Allele) der entsprechenden Gen-Sequenz vor. Die Autoren fanden, dass sich das Vorliegen gleicher Allel-Längen auf beiden Chromosomen (Homozygotie) protektiv gegenüber einer SARS-Infektion auswirkt. Dies scheint auch zellbiologisch plausibel, weil die Viren an das L-SIGN-Protein – einem CoV-Rezeptor – durch die Zusammenlagerung identisch langer Proteinmoleküle effektiver gebunden werden. Weiterführende Analysen der Gruppe zeigten überdies, dass die virale Degradierung in den Zellen mit gleich langen Rezeptormolekülen effektiver abläuft.
Ob Personen, bei denen der L-SIGN-Längenpolymorphismus homozygot vorliegt, auch vor anderen Infektionen besser geschützt sind, müssen zukünftige Untersuchungen zeigen. L-SIGN dient zudem als Rezeptor für HIV-, Hepatitis-C- und Ebola-Viren. shm
Chan VS, Chan KY, Chen Y et al.: Homozygous L-SIGN (CLEC4M) plays a protective role in coronavirus infection. Nat Genet 2006; 38: 38–46.
Ui-Soon Khoo, Department of Pathology, Hong Kong Jockey Club Clinical Research Center, The University of Hong Kong, Queen Mary Hospital, Pokfulam Road, Hong Kong, SAR, China, E-Mail: uskhoo@pathology.hku.hk
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