

Bei Redaktionsschluss war noch unklar, ob Hartmut Möllring, CDU-Finanzminister in Niedersachsen und Verhandlungsführer der Länder, ein neues Angebot der Arbeitgeber unterbreiten wird. Das wäre die Voraussetzung für den MB, erneut zu verhandeln.
Doch stehen die Chancen nicht schlecht, dass nach sechs Wochen Arbeitskampf endlich Bewegung in die festgefahrenen Verhandlungen kommen könnte. Denn Möllrings Gesprächsangebot kam unmittelbar nach der Ankündigung des Marburger Bundes, die Ärztestreiks verschärfen zu wollen. Schon jetzt stöhnen die Kliniken über millionenschwere Einnahmeausfälle. Dabei haben die Ärzte nur zwei bis drei Tage am Stück die Arbeit niedergelegt und in den Streikpausen vieles Unerledigte nachgearbeitet. Künftig sollen die Streiks bis zu einer Woche andauern – eine Drohkulisse, die Wirkung zeigen könnte.
Ein weiterer wichtiger Impuls kam aus Berlin, das nicht Mitglied der Tarifgemeinschaft der Länder ist. Die Verhandlungspartner haben dort bewiesen, dass eine Einigung möglich ist, und einen drohenden Streik an der Charité in letzter Minute abgewendet. Die Klinikleitung und der MB einigten sich auf einen Vorschalt-Tarifvertrag für die 2 200 Universitätsärzte. Dieser sieht unter anderem neue Arbeitszeitmodelle mit erhöhten Stundensätzen, einen vollständigen Überstunden-Lohnausgleich und eine Vergütung aller Bereitschaftsdienste zu 95 Prozent vor. Zudem verpflichteten sich die Partner, erneut zu verhandeln, sobald auf Bundesebene ein Tarifvertrag ausgehandelt wurde.
Mit der Einigung werden zunächst Einschnitte aus den vergangenen Jahren abgefedert. Von den Forderungen des MB nach 30 Prozent mehr Gehalt ist man auch in Berlin weit entfernt. Dennoch beweist das Übereinkommen, dass der Marburger Bund kompromissbereit ist und an einer schnellen Beendigung des Arbeitskampfes interessiert. Denn unter dem Streik leiden nicht nur Patienten und Kliniken, sondern auch die betroffenen Ärzte – sie warten nur auf ein vernünftiges Angebot. Samir Rabbata
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