ArchivDeutsches Ärzteblatt19/2006Kardiopulmonale Funktionsdiagnostik
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Kardiologie
Wichtig und hilfreich
Herbert Löllgen: Kardiopulmonale Funktionsdiagnostik. 4., neu bearbeitete Auflage. Novartis Pharma GmbH, Nürnberg, 2005, XVIII, 365 Seiten, 140 Abbildungen, 193 Tabellen, gebunden, 49,90 €
Der „Löllgen“ – die kardiopulmonale Funktionsdiagnostik – begleitet mich bei meiner Tätigkeit als Kardiologe und Intensivmediziner nun seit mehr als 20 Jahren. Auch die vierte, neu bearbeitete Auflage von 2005 hält das uneingeschränkt, was man aufgrund der vorausgegangenen drei Auflagen von diesem Buch erwartet: Es ist ein Nachschlagewerk, ein Labor- und Arbeitsbuch zugleich, praxisrelevant, umfassend und aktuell.
Auf 365 Seiten werden zunächst allgemeine methodische Hinweise gegeben. Es folgen die kardialen und pulmonalen Funktionsgrößen, und schließlich werden ausführlich die wesentlichen Aspekte der Belastungsuntersuchungen abgehandelt. Ein Tabellen-Anhang, detailierte Informationen zur Sollwert-Problematik der beschriebenen Funktionsgrößen, ein Literaturverzeichnis mit 572 Zitaten sowie ein Sachwortverzeichnis runden dieses Werk ab.
Als kardiale Funktionsgrößen werden Herzfrequenz, arterieller Blutdruck, systolische Zeitintervalle, Echokardiographie, nuklearmedizinische Untersuchungen, Rechtsherzkatheter, Herzminuten- und Schlagvolumen dargestellt. Beim Lesen bemerkt man, wie viele Informationen in einfachen Parametern, wie der Herzfrequenz, stecken. Andererseits werden jahrzehntelang praktizierte Messmethoden, wie die Rechtsherzkatheter-Untersuchung, durchaus einer kritischen Würdigung unterzogen. Zu Recht werden die pulmonalen Funktionsgrößen sehr ausführlich abgehandelt, die Themen dabei sind: Spirometrie, Atemmechanik, Ventilation, respiratorischer Gasaustausch, pulmonale Perfusion und Shunt-Durchblutung, Gastransport, Blutgase und Säure-Basen-Haushalt sowie die Atmungsregulation. Auch hier kommt die große ärztliche Erfahrung des Herausgebers zum Tragen, wenn er über Interventionstests, Lungenfunktionsanalysen vor Thoraxoperationen oder schlafbezogene Atemerkrankungen, wie das Schlafapnoesyndrom, referiert. Diese Verbindung von physiologischen Daten und krankheitsbezogenen Befunden macht dieses Nachschlagewerk für den Arzt besonders wertvoll.
Verständlicherweise nehmen Belastungsuntersuchungen mit 70 Seiten ebenfalls einen breiten Raum ein: Nach der Erläuterung der verschiedenen Belastungsformen werden die ergometrischen Messgrößen beurteilt, das Belastungs-EKG und die Spiroergometrie bewertet und Strategien der Belastungsprüfung vorgestellt. Bemerkenswert ist der Bezug objektiver Belastungskriterien zum subjektiven Empfinden der Versuchsperson oder des Patienten, wie schwer und anstrengend eine vorgegebene Leistung für ihn sei. Die Informationen zur Borg-Skala liefern damit einen wichtigen Beitrag zur probanden- und patientenorientierten Bewertung solcher Belastungsuntersuchungen.
Die Fülle der Messdaten und Normalwerte ist in diesem Buch übersichtlich gegliedert, die Tabellen und Grafiken sind ansprechend und überschaubar präsentiert. Die Gliederung ist übersichtlich, die Kapitel werden durch anschauliche Zusammenfassungen abgerundet. Zu kritisieren gibt es kaum etwas: Natürlich wird jeder Leser das eine oder andere vermissen; der Intensivmediziner würde sich in der nächsten Auflage die kritische Würdigung alternativer Monitoring-Verfahren des Pulmonalarterienkatheters, wie die des Piccos-Systems mit Bestimmung des Herzzeitvolumens, des intrathorakalen Blutvolumens und des Lungenwassers wünschen. Dies sind allerdings nur unbedeutende Anmerkungen zu einem umfassenden und hilfreichen Nachschlagewerk der kardiopulmonalen Funktionsdiagnostik. Karl Werdan

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