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Private Krankenversicherung: In Turbulenzen


Doch klein beigeben wollen Leienbach und die Versicherer nicht in der Debatte um ihre Zukunft, das heißt: in der Diskussion um ihre Einbeziehung in einen Gesundheitsfonds. „Geredet wird von einer Einbeziehung, aber in der Konsequenz geht es um die Abschaffung“, kritisierte der Vorstandsvorsitzende des Verbands, Reinhold Schulte, Mitte Juni Seite an Seite mit Leienbach. Er warnte, als Folge eines Fonds werde man „auch die Bedingungen bei der Beschaffung von Gesundheitsleistungen gleichschalten müssen“. Dadurch würde „Druck auf die Gebührenordnung für Ärzte“ entstehen. Eine Absenkung der Honorare ist demnach nicht die Intention der PKV, wäre aber wohl die Folge.
Zwar hat sich Angela Merkel persönlich für den Erhalt der PKV ausgesprochen. Doch die Bundeskanzlerin ergänzte, man müsse darüber nachdenken, ob man die Solidarität der Gesellschaft nicht auf breitere Füße stelle, zum Beispiel durch eine Steuerfinanzierung der Krankenversicherung von Kindern.
Die PKV hört all dies – und steht mit dem Rücken zur Wand. Lobt sie den Wettbewerb ihrer Unternehmen, wird ihr entgegengehalten, zu wechseln sei wegen der gebundenen Alterungsrückstellungen selten günstig. Verweist sie darauf, dass Rückstellungen höhere Krankheitskosten im Alter abpuffern sollen, muss sie sich zum Teil erhebliche jährliche Prämiensteigerungen vorhalten lassen. Eine Kampagne, mit der die Privaten auf ihre Subventionierung der GKV in Milliardenhöhe verwiesen, stieß ebenfalls auf Widerspruch: Ein erheblicher Teil der Summe stamme aus der Beihilfe, die privat krankenversicherte Beamte bekommen – also vom Steuerzahler.
Der Marburger Bund und Ehl stehen vor Einigungen und ruhigeren Zeiten. Die PKV ist davon noch weit entfernt. Sabine Rieser