POLITIK
Bürokratie-Abbau: Ein Dutzend Formulare kann entfallen


KV-Chef Achim Hoffmann-Goldmayer: Gelungener
Einstieg in die Entbürokratisierung
Foto: Bernhard Eifrig
Die andauernden Ärzteproteste gegen das Übermaß an Bürokratie im Gesundheitswesen zeigen Wirkung. Anfang Juni hatte sich eine 25-köpfige Arbeitsgruppe aus Vertretern der Bundesregierung und der gemeinsamen Selbstverwaltung unter der Leitung der Parlamentarischen Staatssekretärin im Bundesgesundheitsministerium, Marion Caspers-Merk, auf das Ziel verständigt, überflüssige Bürokratie in den Arztpraxen abzubauen (dazu DÄ, Heft 23/2006). In Baden-Württemberg sind nun bereits erste konkrete Vereinbarungen zustande gekommen: Fast ein Dutzend Formulare sollen abgeschafft werden, acht weitere Vordrucke können zumindest deutlich verschlankt werden.
Im „Ländle“ existiert schon seit Jahresbeginn eine Arbeitsgruppe Entbürokratisierung, an der auch die AOK Badem-Württemberg mitwirkt. Die Initiative geht auf eine Umfrage der Kassenärztlichen Vereinigung (KV) aus dem Oktober 2005 zurück. Rund 80 Prozent der niedergelassenen Ärzte hatten dabei beklagt, dass sie rund ein Fünftel ihres Arbeitstages mit dem Ausfüllen von Formularen oder anderen administrativen Aufgaben verbrächten. Zeit, die für die Versorgung der Patienten fehlt.
Nach Auffassung von KV und AOK können folgende bundesweiten Vordrucke entfallen: Dokumentation der Untersuchungen nach den Kinder-Richtlinien, der Jugendgesundheitsuntersuchung und der allgemeinen Gesundheitsuntersuchung sowie die Dokumentation bei den Krebsfrüherkennungen von Männern und Frauen mit Ausnahme der Koloskopien. In allen diesen Fällen läge die Inanspruchnahme auf einem gleichbleibend niedrigem Niveau und könne auch durch eine separate Dokumentation nicht verbessert werden. Die Angabe der entsprechenden EBM-Abrechnungspositionen reiche als statistische Grundlage aus. Ebenso wenig benötigt werden die bisherigen Muster 14 und 18 (Heilmittelverordnung): Maßnahmen der Stimm- und Sprachtherapie sowie der Ergotherapie. Beide Vordrucke könnten problemlos in das Muster 13 (Maßnahmen der physikalischen Therapie) integriert werden.
Zu den Vordrucken, die auf regionaler Ebene vereinbart sind und entfallen können, zählen der Erfahrungsbericht Asthmatiker-Schulung, der Befund- und Dokubogen Herz-Kreislauf-Erkrankungen sowie die Vordrucke für die ambulante Krebsnachsorge und den umweltmedizinischen Beratungsservice. Reduziert werden können unter anderem die Vordrucke zur Verordnung häuslicher Krankenpflege und zur Einleitung von Leistungen zur Rehabilition. Eine komplette Liste zur Formular-Entrümpelung hat die KV Baden-Württemberg ins Internet gestellt (www.kvbawue.de).
Sowohl der baden-württembergische KV-Vorsitzende Dr. med. Achim Hoffmann-Goldmayer als auch der Vorstandsvorsitzende der AOK in Baden-Württemberg, Dr. Rolf Hoberg, werten die Ergebnisse der gemeinsamen Arbeitsgruppe als „wichtigen Einstieg in den Entbürokratisierungsprozess“. Beiden ist klar, dass die Abschaffung der bundesweiten Formulare – anders als bei den regional vereinbarten Vordrucken – nicht allein in Baden-Württemberg beschlossen werden kann.
Signale nach Berlin
Doch nach ersten Rückmeldungen aus Berlin stehen die Chancen dazu nicht schlecht. Der bundesweit ausgerichteten Arbeitsgruppe um Staatssekretärin Caspers-Merk liegt die baden-württembergische Liste vor – verbunden mit der Bitte, dass die Vorschläge von der Bundesebene aufgegriffen werden mögen.
Hölzle, Alexander
Gottschewsky, Kay