ArchivDeutsches Ärzteblatt25/2006Akupunktur bei chronischen Schmerzen – Ergebnisse aus dem Modellvorhaben der Ersatzkassen: Offene Fragen
Als E-Mail versenden...
Auf facebook teilen...
Twittern...
Drucken...
LNSLNS Dieses Modellvorhaben der Ersatzkrankenkassen wirft bereits Fragen auf, wenn man die Auswahl der Patienten betrachtet.
In meiner rein schmerztherapeutisch ausgerichteten Praxis erfuhr ich von circa zehn in Behandlung befindlichen Patienten von der Teilnahme an einer „Akupunkturstudie“. Aus dem Gedächtnis merke ich dazu an:
- Alle Mitteilungen erfolgten zufällig; ich vermute eine Dunkelziffer. Ebenso nehme ich an, dass es sich um die Studie in dem Artikel handelt.
- Nahezu alle Patienten wurden von Mitarbeitern der Kasse angesprochen, an der Untersuchung teilzunehmen. Hier dominierten Argumente wie „. . . es kostet Sie ja nichts“; „. . . es kann nichts schaden“.
- Von den mir bekannten Akupunktur-durchführenden Ärzten hat sich meines Wissens kein einziger mit Schmerztherapie beschäftigt.
- Nicht in einem einzigen Fall erfolgte die Rückfrage nach der laufenden Schmerztherapie. Ein Teil der Patienten hat von sich aus dem Akupunkturarzt darüber berichtet; diese Hinweise wurden offenbar ignoriert.
- In keinem Fall führte die Akupunktur zu einer Verbesserung der Leiden, die eine Veränderung/Beendigung der Schmerztherapie ermöglicht hätte.
Es fällt schwer, bei diesem Studienbeginn einen aussagefähigen Ausgang anzunehmen. Meine Bedenken richten sich nicht gegen die Akupunktur per se, sondern gegen jeglichen Anspruch solcher Untersuchungen auf Seriosität.

Prof. Dr. med. Friedemann Weber
Dresdner Straße 5 a
01968 Großkoschen

Fachgebiet

Zum Artikel

Der klinische Schnappschuss

Stellenangebote