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Niedergelassene Ärzte: Neue Proteste, alte Sorge


Die Berliner protestieren ebenfalls erneut gegen eine unzureichende Vergütung der ambulanten Versorgung und übermäßigen Verwaltungsaufwand, und zwar mit fünf „Bürokratietagen“. „Vom 26. Juni an werden zahlreiche Arztpraxen geschlossen bleiben“, erklärten im
Vorfeld Vertreter des „Bündnisses Berliner Kassenärzte“, eines Zusammenschlusses aus haus- und fachärztlichen Berufsverbänden und Mediverbund Berlin. Die Kollegen würden sich, statt zu behandeln, durch Anfragen von Krankenkassen und Behörden kämpfen beziehungsweise sich fortbilden. Die Kassenärztliche Vereinigung (KV) Berlin hat dafür ein Programm zusammengestellt.
Selbst wenn es SPD und Union noch gelingt, ihre Eckpunkte zu einer Gesundheitsreform vor der parlamentarischen Sommerpause vorzulegen und rasch einen Gesetzentwurf zu entwickeln – viele unsinnige Elemente werden so schnell nicht aus dem Gesundheitssystem verschwinden. Darauf hat das Berliner Bündnis aufmerksam gemacht.
So werden in der Hauptstadt wie anderswo stark differierende Kopfpauschalen gezahlt, die nichts mit dem Versorgungsbedarf der Versicherten zu tun haben. Die Barmer Ersatzkasse überweist nach Angaben des Bündnisses etwa 134 Euro pro Versicherten an die KV, die AOK 106 Euro, die IKK Ost hingegen nur rund 35 Euro.
„Wir wollen unsere Patienten auch künftig bestmöglich behandeln. Doch dafür brauchen wir Zeit und ausreichend Geld“, betonte Dr. med. Wolfgang Mitlehner vom Bündnis Berliner Kassenärzte. In der Hauptstadt sei die finanzielle Situation aber besonders schlecht. Im Durchschnitt aller Kassenleistungen betrage der Punktwert 3,33 Cent. Als Kalkulationsbasis des EBM 2000plus wurden aber 5,11 Cent angesetzt. Die Suche nach einem Gerüst für die nächste Gesundheitsreform geht weiter wie die Proteste. Sabine Rieser
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