BÜCHER
Interkulturelle Kommunikation im Krankenhaus. Eine Studie zur Interaktion zwischen Klinikpersonal und Patienten mit Migrationshintergrund


Verena Dreißig: Interkulturelle Kommunikation im Krankenhaus. Eine Studie zur Interaktion zwischen Klinikpersonal und Patienten mit Migrationshintergrund. transcript Verlag, Bielefeld, 2005, 256 Seiten, kartoniert, 25,80 €
Die Kommunikation mit Migrantinnen und Migranten im Gesundheitswesen ist nicht immer einfach. In einer engagiert durchgeführten Studie analysiert die Ethnologin und Pädagogin Verena Dreißig die Interaktion zwischen Klinikpersonal und zugewanderten Patienten im „System Krankenhaus“. Dabei geht sie auf den interkulturellen, institutionellen und gesellschaftlichen Kontext ein. Ausschnitte aus den Feldforschungsprotokollen und den qualitativen Interviews zeigen, dass im „stark verfestigten System Krankenhaus“ kulturellen Unterschieden nur erstaunlich geringe Bedeutung zukommt. Für Probleme bei der Interaktion ist im Klinikkontext vielmehr die Sprachproblematik entscheidend. Sie verstärkt Machtasymmetrien und führt oft dazu, dass auf zugewanderte Patientinnen und Patienten nicht ausreichend eingegangen wird. Personaleinsparungen und der dadurch entstehende Zeitmangel erschweren die Kommunikation zusätzlich.
Auf der Basis ihrer Studienergebnisse empfiehlt die Autorin unter anderem, vermehrt zweisprachiges Klinikpersonal einzustellen und Sprachkurse für Immigranten anzubieten. Statt spezifisches Wissen über einzelne Kulturen zu erlernen, sollte das Klinikpersonal im Kontakt mit zugewanderten Patientinnen und Patienten zu einem „neugierigen Nachfragen“ übergehen.
Verena Dreißig hat ein lesenswertes und informatives Buch vorgelegt, das auch kritische Aspekte der eigenen Studie aufzeigt.
Susanne Glodny, Oliver Razum
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