AKTUELL: Akut
Tuberkulose: Neuer Stamm mit extremer Letalität


Welche Folgen dies hat, zeigte die Gruppe um Gerald Friedland (Yale-Universität, New Haven), die ein Programm zur antiretroviralen Behandlung von Aids-Patienten in der Provinz KwaZulu-Natal in Südafrika betreut. Koinfektionen von HIV und Tuberkulose sind dort fast schon die Regel. Mit der zunehmenden Verbreitung der antiretroviralen Medikamente steigen die Chancen der Patienten, nicht mehr an Aids, sondern eher an Tuberkulose zu sterben. Zwischen Januar 2005 und März 2006 wurde im Sputum von 536 von 1 540 HIV-Patienten Mycobacterium tuberculosis nachgewiesen. Von diesen hatten 53 Patienten eine XDR-Tuberkulose, an der 52 verstarben, die Hälfte davon innerhalb von 25 Tagen.
Die durch HIV geschwächte Abwehrlage dürfte ein Grund für die schlechte Prognose gewesen sein. Doch die hohe Letalität, die der anderer gefürchteter Virusinfektionen wie Ebola sehr nahe kommt, hat die Behörden aufgeschreckt. Auch deutete die genetische Untersuchung an, dass es sich um einen neuen XDR-Stamm handelt, der sich unter den HIV-Patienten Südafrikas schnell ausbreiten könnte. Laut Presseberichten hat die WHO für die nächsten Wochen eine Tagung in Südafrika anberaumt, um Strategien zur Behandlung der XDR-Tuberkulose zu entwickeln. Rüdiger Meyer