MEDIZIN: Diskussion
Stottern – Pathogenese und Therapie: Schlusswort


Das Stottern verschwindet oder reduziert sich hierdurch unmittelbar, was insbesondere auf Laien sehr beeindruckend wirkt. Als nachhaltige therapeutische Maßnahmen erscheinen sie nur sehr bedingt geeignet, weil die Übertragung der Sprechflüssigkeit auf das Sprechen ohne Sprechhilfe nur selten gelingt. In der Übungssituation mag es möglich sein, eine gewisse Zeit lang während des Sprechens die Aufmerksamkeit auf die Sprechhilfe zu richten. In wirklichen Kommunikationssituationen können Sprechhilfen nicht dauerhaft angewendet werden.
Dagegen wurde oft als Nebenwirkung beobachtet, dass sich rhythmusunterstützende Bewegungen verselbständigen, als Mitbewegungen oder Tics manifestieren und somit die Symptomatik verschlimmern. Die Anwendung solcher Sprechhilfen in der Therapie stotternder Kinder und natürlich auch Erwachsener entspricht somit nicht dem Stand der Forschung. Zu beachten ist, dass die hohe Remissionsrate bei Kindern dazu beitragen kann, eine Wirksamkeit jedweder durchgeführter Maßnahmen vorzutäuschen.
Im Übrigen dürfen Stottern und Stammeln (ein Begriff, der heute nicht mehr verwendet wird) keinesfalls verwechselt beziehungsweise gleich behandelt werden. Ein Zusammenhang von Stottern und Aufmerksamkeitsdefizit-Störung ist weit weniger deutlich, als die Aussage von Frau Dr. Simchen vermuten lässt. Hierbei muss außerdem zwischen gleichzeitigem Auftreten und einem Ursachengefüge unterschieden werden.
Zwar erscheint die Vorstellung verlockend, mit einer einfachen Methode gleichzeitig mehrere schwerwiegende Probleme zu lösen. Wir halten aber, nicht zuletzt wegen der Empfehlung von nicht näher spezifizierten „Stimulanzien“, diese Ausführungen für wenig hilfreich.
Literatur
1. Bekanntmachungen: Stellungnahme zur „Aufmerksamkeitsdefizit-/ Hyperaktivitätsstörung (ADHS)“ Dtsch Arztebl 2005; 102 (51–52): A 3609.
Prof. Dr. med. Dr. h. c. Martin Ptok
Klinik für Phoniatrie u. Pädandiologie
Medizinische Hochschule Hannover
Carl-Neuberg-Straße 1
30625 Hannover
Interessenkonflikt
Die Autoren aller Diskussionsbeiträge erklären, dass kein Interessenkonflikt im Sinne der Richtlinien des International Committee of Medical Journal Editors besteht.