ArchivDeutsches Ärzteblatt40/2006Mehr Wiederaufnahmen nach Krankenhausentlassung am Freitag: Erklärungsansätze
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LNSLNS Wer wird am Freitag entlassen? 1. Die, die bis dahin gesund sind. 2. Möglichst viele, um Platz zu schaffen für die Neuzugänge am Wochenende.
Am Wochenende dagegen werden Patienten entlassen, die man vielleicht auch am Freitag entlassen hätte, denen man aber genau diese ein, zwei Tage mehr an Sicherheit zugesteht. Außerdem kommen am Wochenende Patienten zur Aufnahme, die an Wochentagen vom Hausarzt ambulant weiterbehandelt worden wären. Ein Assistenzarzt, der den Patienten nicht kennt, unerfahrener ist und auf Nummer sicher gehen möchte, nimmt denselben aber „zur Beobachtung“ auf, um ihn oft am Folgetag wieder zu entlassen. Daher die geringere Liegedauer von am Wochenende entlassenen Patienten (und natürlich wird niemand einen Patienten nach dramatisch kompliziertem wochenlangen Krankheitsverlauf am Wochenende entlassen – eher schon am Freitag . . .).
Wurde der Hausarzt bei Freitagsentlassung nicht oder nur ungenügend informiert, vergehen zwei Tage, bis dieses Defizit aufgeholt werden kann. Das kann für einen Patienten unter Umständen gefährlich werden, auch wenn Hausarztkontakt und Medikamentenversorgung geklappt haben.
Und was ist mit der erhöhten Mortalität nach nächtlichen Verlegungen von der Intensivstation? Nachts verlegt man nur dann einen Patienten auf eine periphere Station, wenn man unbedingt ein Bett für einen Neuzugang benötigt. Das heißt, man verlegt Patienten, die man eigentlich noch überwachen wollte. Die erhöhte Mortalität in diesen Fällen ist nur logisch. Fragen Sie Ihre Assistenzärzte . . .

Dr. med. Anja M. Joedecke
r. Padre Teobaldo Frantz, 111
Bairro Cristo Rei, CEP 93020-750
Sao Leopoldo, Brasilien

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