ArchivDeutsches Ärzteblatt42/2006Man, Medicine, and the State. The Human Body as an Object of Government Sponsored Medical Research in the 20th Century

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Man, Medicine, and the State. The Human Body as an Object of Government Sponsored Medical Research in the 20th Century

Eckart, Wolfgang U.

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LNSLNS Medizingeschichte: Keine leichte Lektüre
1988 erschien in Science ein Artikel, der sich mit der Frage befasste, ob es ethisch zu rechtfertigen ist, Forschungsergebnisse zu verwenden, die bei verbrecherischen Menschenversuchen in Konzentrationslagern gewonnen wurden. Ganz konkret ging es um die Experimente, die man mit Phosgen, einem chemischen Kampfstoff, im KZ Natzweiler angestellt hat. Die amerikanische Umweltbehörde (EPA) erklärte damals, dass man in Zukunft nicht länger auf solche Daten zurückgreifen wolle, die ethisch höchst problematisch seien.
Was es mit diesen Menschenversuchen auf sich hatte und welche Rolle skrupellos Ärzte dabei spielten, kann man jetzt in einem Aufsatzband nachlesen, der auch die Rolle der Deutschen Forschungsgemeinschaft und staatlicher Organisationen bei der Durchführung und Finanzierung beleuchtet. Um es vorwegzunehmen: Es ist keine leichte Lektüre, denn Betroffenheit und Grauen stellen sich fast auf jeder Seite ein. Es geht nicht nur um die mehr oder weniger durch den Nürnberger Ärzteprozess und historische Forschungen bekannten „Verbrechen gegen die Menschlichkeit“ (Malaria-, Hyperthermie-, Kampfstoffversuche), sondern das Augenmerk richtet sich ganz allgemein auch auf die Frage, warum im 20. Jahrhundert immer wieder (auch nach 1945) und nicht nur in Deutschland (zum Beispiel den USA, Japan) nutzbringende, aber auch eher abwegige und gefährliche Humanversuche angestellt wurden, ohne dass die betroffenen Personen darüber aufgeklärt und ihre vorherige Zustimmung eingeholt wurde. Einer der Autoren (Paul Weindling) geht zudem auf die Frage ein, warum die Opfer dieser menschenverachtenden Versuche als Individuen bislang so wenig Aufmerksamkeit in der Forschung gefunden haben. Robert Jütte

Wolfgang U. Eckart (Editor): Man, Medicine, and the State. The Human Body as an Object of Government Sponsored Medical Research in the 20th Century. Beiträge zur Geschichte der Deutschen Forschungsgemeinschaft, Band 2. Steiner, Stuttgart, 2006, 300 Seiten, 43 €

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