PHARMA
Antihypertonika: Wie man den Einfluss auf die Gefäßelastizität objektiviert


Abbildung: BMBF
Das relativ Winkel-unabhängige Doppler-Energy-Verfahren erfasst auch kleine Gefäße von wenigen Millimetern Durchmesser. Am besten werden Elastizitätsverlust der Arterienwände durch Verdickung von Intima und Media angezeigt. Um die Intima-Media-Dicke zu messen, benötigt man ein hochauflösendes Ultraschallgerät. Der automatisch messende „Carotid analyzer“ hat eine spezielle Software, die zwischen einer Intima- und einer Medialinie unterscheidet. Gemessen wird ein Zentimeter unterhalb der Bifurcation der A. carotis communis.
Es gibt eine klare Korrelation von Lebensalter zur Intima-Media-Dicke. Bis zum 40. Lebensjahr ist sie kleiner als 0,6 Millimeter, zwischen dem 40. und 60. kleiner als 0,8, und nach dem 60. Lebensjahr mehr als 0,8 Millimeter, aber nicht dicker als ein Millimeter. Es gibt auch einen klaren Bezug zwischen der Intima-Media-Dicke und der Prognose: Je dicker die Gefäßwand, umso häufiger ist ein kardiovaskuläres Ereignis.
Die Intima-Media-Dicke lässt sich beeinflussen; das vermag schon die Reduktion von Risikofaktoren. Körperliche Aktivität und Bewegung verlangsamt die Progression der Dickenzunahme. Eine wichtige Erkenntnis ist auch, dass AT1-Rezeptorblocker (Sartane) die Progression bremsen. Eine jüngste Studie hat sogar eine leichte Regression der Intima-Media-Dicke unter Sartan-Therapie gezeigt.
Zu den auffälligen morphologischen Veränderungen an Gefäßwänden zählen auch die Plaques. Rund 70 Prozent der Myokardinfarkte werden durch eine Plaque-Ruptur ausgelöst. Im Gegensatz zu einer Cholesterin-senkenden Diät stabilisiert offenbar die Gabe von Statinen die Plaques. Das Plaque-Volumen lässt sich durch die dreidimensionale intravasale Ultrasonographie erfassen. Dieses Verfahren habe gezeigt, dass hohe Statindosen zu einer Regression der Plaques-Volumina führen, erläuterte Lambertz.
Von modernen Antihypertensiva wird gefordert, dass sie nicht nur den Blutdruck effizient senken, sondern auch einen gefäßprotektiven Effekt entfalten. Prof. Klaus Stumpe (Bonn) berichtete über Studien mit Diuretika, Betablockern und Sartanen, deren Ziel es war, einen gefäßprotektiven Effekt nachzuweisen: „Die Messung der strukturellen Veränderungen an den Arterienwänden mithilfe der hochauflösenden Ultrasonographie hat im Tierexperiment an Affen und in klinischen Studien ergeben, dass nur die Sartane zu einer nachweisbaren Regression pathologischer Gefäßwandveränderungen, speziell der Intima-Media-Dicke, führen.“ Für Diuretika und Betablocker sei dieser Effekt nicht nachzuweisen gewesen.
Vor diesem Hintergrund wurde die MORE-Studie (Multicenter Olmesartan Atherosclerosis Regression Evaluation) durchgeführt. Mit der dreidimensionalen, hochauflösenden Ultrasonographie wurden Plaque-Volumina und Intima-Media-Dicke in der distalen A. carotis communis bei 200 Patienten gemessen, die einen deutlich erhöhten systolischen und diastolischen Blutdruck aufwiesen. Von ihnen erhielten 100 täglich 20 bis 40 mg des AT1-Blockers Olmesartan (Olmetec®), die anderen 100 täglich 50 bis 100 mg des Betablockers Atenolol. Wurde der Zielblutdruck damit nicht erreicht, wurden zusätzlich 12,5 oder 25 mg des Diuretikums Hydrochlorothiazid verabreicht.
Ziel dieser multizentrischen, doppelblinden und randomisierten Studie war, die beiden antihypertensiv wirkenden Substanzen bezüglich einer Regression oder Verlangsamung der Progression atherosklerotischer Plaques und der Intima-Media-Dicke zu testen. Zu Beginn der Studie sowie nach sechs, zwölf und 24 Monaten wurden Intima-Media-Dicke und Plaques-Volumina ultrasonographisch bestimmt. Die Studie ist inzwischen abgeschlossen, die entblindeten Daten sind jedoch noch nicht veröffentlicht worden.
Siegfried Hoc
Workshop „Gefäßelastizität – der zentrale Aspekt einer modernen Hochdrucktherapie“ in München, Veranstalter: Sankyo Pharma
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