ArchivDeutsches Ärzteblatt48/2006Weltaidstag: Mehr Neuinfektionen in Europa

AKTUELL: Akut

Weltaidstag: Mehr Neuinfektionen in Europa

Zylka-Menhorn, Vera

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LNSLNS Zum Weltaidstag am 1. Dezember leben in Deutschland etwa 56 000 Menschen mit einer HIV-Infektion, davon haben sich 2 700 im Jahr 2006 neu infiziert. Damit stagniert die Zahl der neu diagnostizierten HIV-Infektionen auf hohem Niveau. Männer, die Sex mit Männern haben, sind mit insgesamt 34 000 Infizierten die größte Betroffenengruppe, berichtet das Robert-Koch-Institut in Berlin. Das Risiko, sich mit HIV zu infizieren und das Vollbild Aids zu entwickeln, sei auch in Europa nach wie vor nicht gebannt. Im Gegenteil: Die Zahl der HIV-Infektionen sei in den letzten Jahren wieder gestiegen. Wie die EU-Kommission in Brüssel mitteilt, wurden im vergangenen Jahr 23 620 neu diagnostizierte HIV-Infektionen gemeldet. Besonders dramatisch sei, dass die Hälfte der Neuansteckungen auf Jugendliche zwischen 15 bis 25 Jahre entfalle und die häufigste Übertragungsursache ungeschützter heterosexueller Geschlechtsverkehr sei. Ein wesentlicher Grund hierfür ist einer aktuellen Umfrage zufolge das Wissensdefizit über den Infektionsmodus. Demnach glauben 45 Prozent der Befragten, dass eine Virusübertragung durch die gemeinsame Benutzung von Glas oder Toilette mit einem Infizierten sowie durch Körperkontakt bei der Pflege von Aidspatienten möglich ist.
Südafrika und China im Brennpunkt
Auch weltweit ist die Immunschwächekrankheit auf dem Vormarsch. Wie die Vereinten Nationen (UN) berichten, sind 40 Millionen Erwachsene und Kinder HIV-infiziert, davon erfolgten 4,3 Millionen Infektionen allein in diesem Jahr. Besondere Sorge bereite China, wo sich HIV aus den Risikogruppen auf die Allgemeinbevölkerung ausbreite. „Die Zahl von HIV-Infektionen bei Frauen in China ist alarmierend“, so der UN-Bericht. Während das Virus in den meisten ost- und westafrikanischen Staaten inzwischen in Schach gehalten werden könne, breite es sich in Mosambik, Südafrika und Swasiland weiter aus. „Ein Drittel aller weltweit Betroffenen lebt in Südafrika, und 34 Prozent aller Aidstoten gibt es dort", heißt es.
In Europa hoben die UN die Entwicklung in den östlichen Staaten hervor: Die Ukraine sei das Land mit der größten HIV-Verbreitung unter Erwachsenen. In Russland, wo 80 Prozent der Infizierten jünger seien als 30 Jahre, breite sich das Virus vor allem unter Drogenabhängigen aus. Dort, wie auch in Asien und Lateinamerika, sei zudem ein hohes Maß an Leichtsinn zu beobachten – ungeschützter Sex zwischen Männern und ungeschützter bezahlter Sex stünden hinter vielen Ansteckungen. zyl

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