ArchivDeutsches Ärzteblatt50/2006Ärzte-Schach: Himmel, welch ein Bier

SCHLUSSPUNKT

Ärzte-Schach: Himmel, welch ein Bier

Pfleger, Helmut

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Foto: Dagobert Kohlmeyer
Foto: Dagobert Kohlmeyer
Der Chef der Bamberger Neurologie, Prof. Dr. med. Peter Krauseneck, brachte Bamberg als Ort des nächsten deutschen Ärzteschachturniers ins Gespräch. Nun ist diese Bischofsstadt, immerhin Teil des Unesco-Weltkulturerbes, sicher nicht hässlich anzuschauen, einige Verwegene behaupten gar, sie sei die schönste Deutschlands, doch gleichzeitig bedeutete solch eine Wahl eine Abkehr von einer lieb gewonnenen Tradition: dem trauten Neben- und Miteinander von Casino und Schach an den bisherigen Orten, dieser glücklichen Verflechtung zweier Glücksspiele (alles andere als eine Tautologie!), mögen die Schachspieler auch für sich das Attribut „Denksport“ beanspruchen.
„Hier ist noch eine dicke Finsternis“
Nun möchte ich den Bambergern ja nicht in die Suppe spucken, aber vielleicht sollte man doch die Worte von Philip Ludwig Röder anlässlich eines Bambergbesuchs 1789 bedenken: „Ich habe nie unaufgeklärtere Leute gefunden als hier...hier ist noch eine dicke Finsternis, durch welche die Morgendämmerung des Verstandes und der Aufklärung noch in einem halben Jahrhundert nicht wird durchdringen können.“ Da hätte also offenbar selbst der Schachspieler Robespierre wenig bewirkt, wenn er gerade einmal einen Abstecher gen Osten gemacht hätte. Und was notiert Friedrich Hölderlin nur vier Jahre später: ... „kam spät nach Mitternacht in Bamberg an, auf einem verdammt kalten und unsicheren Weg, wo man uns wegen der Diebesbanden in den Wäldern einen Husaren entgegenschickte“. So viele Husaren gibt es gar nicht mehr, um alle Teilnehmer des Ärzteturniers sicher nach Bamberg zu geleiten. Bei all dem verwundert es wohl niemanden, dass 1454 die Bamberger Gärtnersfrau Agnes Schwanfelder einem Chorherrn auf seine Platte sch... wollte, im übrigen sollte er sie am A... l..., welche Aussicht jenen nicht erfreute und die Gerichtsbarkeit anrufen ließ. Worauf ein Herr Goethe nichts Besseres zu tun hatte, als solch eine Impertinenz neben einer handfesten Warnung vor dem Schachspiel in seinen „Götz von Berlichingen“ einfließen zu lassen.
Bamberg – eine Stätte der Dumpfheit und Finsternis. Einst und heute. Kein Wunder, denn schließlich „sind wir Bamberger immer im Schatten vom Dom, auch wenn die Sonne nicht scheint“ (G. Krischker). Kaum wage ich jetzt eine alte Sünde zu gestehen, dass ich einst mit meiner Schwester just über jenen Dom einen Film fürs Bayerische Fernsehen machte.
Im verzweifelten Bemühen, doch noch einen Pluspunkt für Bamberg zu finden, stieß ich schließlich auf den Dichter und Schachspieler Jean Paul. Zwar ein Bayreuther (fast noch schlimmer als Würzburger im Bamberger Wertekanon), aber doch ein ausgewiesener Bierkenner. „Himmel, welch ein Bier!“, frohlockte er in Bamberg und spielte an jenem Tag vermutlich kein Schach mehr.
Die heutige Kombination stammt zwar auch von einem (Ober-)Franken (aus Presseck), aber wenigstens keinem Bamberger.
Mit welchem Einschlag kam Dr. med. Reinhard Baar als Schwarzer gegen Dr. med. Peter Kleine-Katthöfer aus Münster (angeblich laut Theodor Heuss neben Bamberg die schönste Stadt Deutschlands) in entscheidenden Vorteil?


Lösung
Es war das (Schein-)Läuferopfer 1. . . . Lxb4! Am besten hätte Weiß seine Finger von diesem Teufelsbraten gelassen (andererseits meinte nicht schon Kortschnoi, dass man Opfer durch ihre Annahme widerlege, zumal in Zeitnot?!), denn nach 2. cxb4 Lxe4 kostete die Fesselung des Läufers d3 auch noch diesen.

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