

Heinz Stüwe
Chefredakteur
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Gegen diese Entwicklung sind Ärztinnen und Ärzte im vergangenen Jahr aufgestanden – in Klinik und Praxis. Es geht ihnen dabei um etwas Grundsätzliches: Ärztinnen und Ärzte möchten sich mit ihrer Arbeit, die hohe gesellschaftliche Wertschätzung genießt, identifizieren. Aber unter den derzeitigen Bedingungen finden sie sich in ihrer Arbeit nicht wieder, weil die Mittel nicht ausreichen, weil die Fremdbestimmung zunimmmt. Die Entfremdung von der Arbeit und von sich selbst – das ist (in der Terminologie von Karl Marx) der Kern des Unmuts. Den politisch Handelnden scheint das noch immer nicht bewusst zu sein. Sie sollten die Warnungen des Präsidenten der Bundesärztekammer und des Vorstandsvorsitzenden der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV) nicht überhören. Prof. Dr. med. Jörg-Dietrich Hoppe und Dr. med. Andreas Köhler hatten auf dem außerordentlichen Ärztetag am 24. Oktober darauf hingewiesen, dass noch mehr Ärzte sich aus dem System verabschieden könnten. Die KBV will das Reformgesetz nicht umsetzen, wenn es nicht noch zu substanziellen Änderungen kommt.
Zumindest die Bevölkerung spürt, dass die Anliegen der Ärztinnen und Ärzte berechtigt sind und dass der Protest im gemeinsamen Interesse von Patienten und Ärzten liegt. Ärzte haben nicht nur Verständnis gefunden, sie wurden verstanden. Das zeigte sich im vergangenen Jahr während der langen Tarifauseinandersetzung an den Unikliniken und den kommunalen Krankenhäusern ebenso wie bei den Aktionen der Niedergelassenen. Für die Zukunft gibt das zu Optimismus Anlass. Ähnliches gilt für die Tatsache, dass die Ärzteschaft 2006 gegenüber der Öffentlichkeit sehr geschlossen aufgetreten ist. Und nicht zuletzt stimmt hoffnungsfroh, dass die Gesundheitsberufe sich in ihrer Kritik an den Gesetzesplänen weitgehend einig sind und, wenn es um die Ablehnung der Staatsmedizin geht, sogar die Krankenkassen an ihrer Seite wissen. Optimisten haben also durchaus Argumente. Wer sich davon nicht überzeugen lässt, mag sich 2007 an den Philosophen Karl Raimund Popper halten: „Optimismus ist Pflicht. Man muss sich auf die Dinge konzentrieren, die gemacht werden sollen und für die man verantwortlich ist.“
Heinz Stüwe
Chefredakteur
Behne, Ewald