

„Gute Ärzte verschreiben eher weniger“, liest der Allgemeinmediziner. Beim nächsten Satz stockt er: Anstatt der Pillen empfiehlt die AOK „mehr Bewegung, ausreichend trinken oder einfach mal die Seele baumeln lassen“. In seinem Kopf schrillen die Alarmglocken. Geht es nach der AOK, dann setzt also ein herzinsuffizienter Patient sein Diuretikum ab, trinkt einfach etwas mehr und wenn dann das Atmen schwer fällt, hilft vielleicht ein Spaziergang an der frischen Luft?
In der hehren Absicht, zur Senkung der Arzneimittelkosten beizutragen, hat sich die AOK Hessen vergaloppiert. „Es sind hier und dort Fehler passiert“, räumt ein AOK-Sprecher ein. Ende 2006 erhielten mehrere Tausend Versicherte das besagte Schreiben – darunter wohl auch chronisch Kranke. Die an der Aktion beteiligte Kassenärztliche Vereinigung (KV) Hessen erklärt, sie sei zwar inhaltlich über das Schreiben informiert gewesen. Den Adressverteiler der AOK bewerte man jedoch als kritisch, sagt ein KV-Sprecher.
Die Verunsicherung bei den Patienten bleibt und außerdem die Erkenntnis: Mehr „Information“ führt manchmal zu weniger Klarheit.
Kommentare
Die Kommentarfunktion steht zur Zeit nicht zur Verfügung.