BRIEFE
Rehabilitation: Keine Alternative


1. Das Projekt ist nach einem kardiochirurgischen Eingriff kaum durchzuführen, da die meisten Patienten bereits um den siebten Tag entlassen werden und noch nicht für den Alltag belastbar sind. So konnten bei einer Hochrechnung der Patientenzahlen auf die Operationsfrequenz in Bad Oeynhausen nur circa 3,2 Prozent der operierten Patienten für das Projekt gewonnen werden (Schwaab 2006). Nach unserem Kenntnisstand haben sich am AUTARK-Projekt hoch selektionierte Patienten beteiligt, die keinerlei Probleme aufwiesen und selber höchstmotiviert waren . . .
2. Die Behandlung ist vom Inhalt her nicht mit einer Rehabilitation vergleichbar. Die interdisziplinäre Betreuung reduziert sich nach den Publikationen und Kongressmitteilungen auf drei Stunden, in der alle Schulungen und Sozialberatungen inbegriffen sind. In einer normalen Rehabilitation müssen bis zu 20 Stunden Gesundheitsinformation mit Schulungen und Lehrküchentraining etc. angeboten werden.
3. Es ist sehr fraglich, ob die Krankheitsbewältigung im AUTARK-Projekt überhaupt erfolgen kann, da hier die fachspezifische kardiopsychologische Betreuung fehlt. Die Patienten benötigen zeitliche Distanz zum Eingriff. Es ist belegt, dass gerade diese aktive Intervention mit Gesprächen, Gruppendiskussionen und einer eventuellen Einleitung einer psychotherapeutischen Betreuung äußerst positive Effekte auf den Krankheitsverlauf hat.
4. Die Kostenanalysen sind irreführend und nicht korrekt, da diese die Behandlung von Patienten, die gut belastbar waren und keine Komplikationen aufwiesen, mit Patienten der stationären Rehabilitation mit ihren zum Teil schwer kranken Patienten verglich. Ein korrekter Kostenvergleich mit einer ambulanten Rehabilitation wird nach unseren Kalkulationen neutral ausgehen.
5. Das Programm des AUTARK-Projekts setzt sich ohne Begründung über alle Leitlinien der Deutschen Rentenversicherung und der Fachgesellschaften hinweg. Dementsprechend lässt der Autor offen, wer im postoperativen Verlauf folgende Aufgaben übernehmen soll: Stressbewältigung, Angsttherapie, Krankheitsbewältigung, praktisches Esstraining am Buffet, Entspannungsübungen.
6. Ungeklärt bleibt auch, wie bei derart behandelten Patienten spätere Komplikationen wie zum Beispiel ein Postkardiotomie-Syndrom, Pleuraergüsse, sekundäre Wundheilungsstörungen oder intermittierende Herzrhythmusstörungen erkannt und versorgt werden können . . .
Solange eine fundierte wissenschaftliche Evaluation nicht stattgefunden hat, kann das dargestellte AUTARK-Projekt in keiner Weise als Ersatz für eine Anschlussheilbehandlung (Phase II der Rehabilitation) angesehen werden. Allerdings ist es aber nach Ansicht der DGPR durchaus vorstellbar, mit dem AUTARK-Projekt ausgewählte Patienten in der Phase III der Rehabilitation zu betreuen und so die ambulanten Herzsportgruppen zu ergänzen. In einem solchen Modell bietet die DGPR ihre aktive Mitarbeit an.
Prof. Dr. Gerd Bönner, Ärztlicher Geschäftsführer der DGPR, Friedrich-Ebert-Ring 38, 56068 Koblenz