ArchivDeutsches Ärzteblatt7/2007Arbeitsmarkt für Ärztinnen und Ärzte: Mehr Stellenausschreibungen

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Arbeitsmarkt für Ärztinnen und Ärzte: Mehr Stellenausschreibungen

Martin, Wolfgang

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Die Umsetzung des Arbeitszeitgesetzes und der weiter zunehmende Ärztemangel sorgten dafür, dass die Nachfrage der Akutkrankenhäuser nach Fachärztinnen und Fachärzten im Jahr 2006 noch einmal deutlich zugenommen hat.

Noch nie war die Nachfrage nach Fachärztinnen und Fachärzten so groß wie im vergangenen Jahr: Im Deutschen Ärzteblatt wurden 2006 für diese Zielgruppe insgesamt 4 893 Stellenanzeigen geschaltet – 20 Prozent mehr als im Vorjahr und fast dreimal so viele wie noch vor zehn Jahren.
Während das Anzeigenaufkommen in den außerklinischen Tätigkeitsfeldern (Rehabilitation, Begutachtung, Öffentliches Gesundheitswesen) nahezu unverändert blieb, legten die Akutkrankenhäuser mit einem Plus von 25 Prozent nochmals deutlich zu.
Zwei Entwicklungen waren maßgeblich für diesen Ausschreibungsboom: Einerseits steigt in den Krankenhäusern der Bedarf an hoch qualifizierten Fachärzten – sowohl wegen der Ausweitung des Leistungsspektrums und der zunehmenden Spezialisierung, aber auch wegen der Umsetzung des novellierten Arbeitszeitgesetzes. Andererseits müssen heute verstärkt auch dort Anzeigen geschaltet werden, wo früher Positionen hausintern oder über informelle Kontakte besetzt werden konnten oder auf vorliegende Initiativbewerbungen zurückgegriffen werden konnte.
Es ist offensichtlich, dass die Bewerberdecke in den meisten Fachgebieten sehr dünn geworden ist; nicht zuletzt deshalb, weil zu wenige Fachärztinnen und Fachärzte nachrücken. Wenn dann sehr viele Krankenhäuser zur gleichen Zeit die gleichen Fachärzte suchen, kann es sehr schnell passieren, dass auf eine Stellenausschreibung keine adäquate Bewerbung eingeht. Können Positionen über längere Zeit nicht besetzt werden, so kann dies gravierende Auswirkungen auf die medizinische Versorgung haben.
Am meisten profitieren zurzeit die „frisch gebackenen“ Fachärzte vom Nachfrageboom. Die Zahl der für sie infrage kommenden Stellenausschreibungen ist im vergangenen Jahr auf 1 477 gestiegen und hat sich damit in den letzten zwei Jahren annähernd verdoppelt. Damit waren die Aussichten auf die erste Facharztposition nach erfolgreich absolvierter Weiterbildung noch nie so gut wie heute – was nicht zuletzt auch mit der Umsetzung des Arbeitszeitgesetzes zusammenhängt. In diesem Zusammenhang nahm auch in der Inneren Medizin und in der Chirurgie die Zahl an Ausschreibungen, die keine Schwerpunktanerkennung voraussetzen, um mehr als 20 Prozent zu. Es fällt auf, dass in diesen beiden Fachgebieten immer öfter auch Weiterbildungsstellen zum Erwerb einer Schwerpunktbezeichnung ausgeschrieben werden müssen. Selbst Akademische Lehrkrankenhäuser haben hier inzwischen Schwierigkeiten, ihre Stellen zu besetzen.
Foto: Fotolia/Stephen Coburn
Foto: Fotolia/Stephen Coburn
Auch die Zahl der annoncierten Oberarztpositionen nahm 2006 gegenüber dem Vorjahr nochmals um 16 Prozent zu, allerdings nicht mehr so deutlich wie im Jahr 2005. Auf dieser Ebene haben die Krankenhäuser bereits seit Längerem große Probleme, ihre Vakanzen zu besetzen.
Einzig die Zahl der Chefarztausschreibungen blieb in den letzten Jahren konstant bei rund 560 jährlich. Da im gleichen Zeitraum die Zahl an Klinikfachärzten und damit potenziellen Konkurrenten um eine Chefarztstelle aber deutlich zugenommen hat, sind die Karrierechancen im Laufe der Zeit tendenziell gesunken. Diese Entwicklung sollte man trotz der günstigen Einstiegssituation für die nachrückende Ärztegeneration und eines günstigen ärztlichen Arbeitsmarkts nicht außer Acht lassen.
Auch der nochmals forcierte Spezialisierungstrend in den Krankenhäusern sorgt für einen zusätzlichen Bedarf an Fachärzten, und zwar in erster Linie auf der Oberarztebene. Hiervon profitierte im Jahr 2005 vor allem die Berufsgruppe der Internisten mit Schwerpunktbezeichnung, die auf eine beträchtlich gestiegene Zahl an Stellenausschreibungen zurückgreifen konnten. 2006 ist diese Zahl aber nicht weiter gestiegen; hier scheint der Höhepunkt in der Nachfrage inzwischen erreicht. Die Chirurgen mit Schwerpunktbezeichnung konnten 2006 noch einmal auf 14 Prozent mehr Stellenausschreibungen zurückgreifen als im Vorjahr, wobei allerdings auch hier die Nachfrage im Laufe des Jahres merklich abflaute.
Besonders rasant entwickelte sich im letzten Jahr die Nachfrage nach Neurochirurgen: In diesem Fachgebiet wurden mit 55 mehr als doppelt so viele Stellenanzeigen geschaltet wie im Vorjahr. Aber auch die Fachgebiete Kinder- und Jugendpsychiatrie, Neurologie, Anästhesiologie und Frauenheilkunde verzeichneten hier überdurchschnittliche Zuwachsraten. Im Fachgebiet Kinder- und Jugendpsychiatrie macht sich besonders bemerkbar, dass die Weiterbildungskapazitäten mit dem steigenden Bedarf der Krankenhäuser absolut nicht Schritt halten können: Den 117 Facharzt-/Oberarztausschreibungen für Kinder- und Jugendpsychiater im Jahr 2006 standen gerade einmal 94 neue Facharztanerkennungen gegenüber.
Was die generell steigende Nachfrage vonseiten der Medizinischen Versorgungszentren angeht, so waren hier in erster Linie die Fachgebiete Gynäkologie, Allgemeinmedizin, Neurologie sowie HNO- und Augenheilkunde gefragt.
Dr. Wolfgang Martin
E-Mail: mainmedico@t-online.de

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