MEDIZIN: Kongressberichte und -notizen
Schlüsseltechnologie Magnetresonanztomographie: Siebtes Frankfurter interdisziplinäres Symposium für innovative Diagnostik und Therapie
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Die aktuellen Konzepte zur Ganzkörper-Magnetresonanztomographie erläuterte Heinz-Peter Schlemmer (Tübingen) für das Screening, die Tumordiagnostik, die Diagnostik von muskuloskelettalen Erkrankungen und zum Nachweis von Entzündungen. Als problematisch erweise sich der Umgang mit dem großen Datenvolumen der Ganzkörper-MRT und der Abklärung von Zufallsbefunden aus diesen Untersuchungen. Für das Tumor-Staging sei heute der hohe Stellenwert der Magnetresonanztomographie belegt. Es fehlen jedoch, so Schlemmer weiter, vergleichende Studien, in denen untersucht werde, ob der Einsatz von Hochfeldsystemen mit mehr als 1,5 bis 3 Tesla eine weitere Verbesserung der Diagnostik erwarten lässt oder ob die technologische Entwicklung in Richtung hochauflösender 1,5-Tesla-Systeme gehen wird. Für die neuroradiologische Untersuchung und die Diagnostik der Kopf-Hals-Region favorisierte Klaus Sartor (Heidelberg) den integrierten Einsatz von spezifischen MR-Sequenzen wie der MR-Angiographie und der MR-Spektroskopie mit verbesserten Ergebnissen bei 3-Tesla-Systemen.
Kardio-MRT
Ein Schwerpunkt der modernen MRT-Bildgebung stelle nach Auffassung von Dietbert Hahn (Würzburg) die Kardio-MRT dar. Dies betreffe die MR-Perfusion und die Stress-MRT. Trotz Entwicklung neuer Spezialspulen sei die MR-basierte Koronarographie für die Diagnostik nicht ausreichend und kann die invasive Koronarangiographie nicht ersetzen. Volker Schächinger (Frankfurt) betonte, dass derzeit für die präinterventionelle Diagnostik der Koronarien der Mehrschicht-Computertomographie (MSCT) der Vorzug zu geben sei. In Studien werde der Einsatz von neuen Kontrastmitteln für die intravasale Diagnostik und die kardiale MR-Spektroskopie bei hohen Feldstärken von 3 Tesla geprüft. Weitere Verbesserungen seien durch Herzspulen zu erwarten.
Interventionelle MRT
Die interventionelle MRT deutet auf neue Anwendungsbereiche hin. Hochfeldsysteme haben eine bessere räumliche Auflösung. Dies bestimmt den Trend zur weiteren klinischen Entwicklung von Magneten mit großer „Gantry“-Öffnung. Dagegen werden Niederfeldsysteme in offener Bauart in ihrem Einsatz weiter zurück gedrängt. Damit ist die Entwicklung von interventionellen Techniken auf neue MR-Systeme mit speziellen Navigationen ausgerichtet.
Die magnetresonanztomographisch basierte MR-Temperaturmessung (MR-Thermometrie) ist ein Teilgebiet der interventionellen MR-Tomographie. Dabei werden minimalinvasive thermische Techniken der Tumorablation, wie die MR-gesteuerte Lasertherapie (LITT) und die MR-gesteuerte Radiofrequenzablation angewendet, so Thomas J. Vogl (Frankfurt). Die thermoablativen Verfahren auf der Basis der MR-Thermometrie seien derzeit die lokalen Therapieverfahren für Leber- und Weichteiltumoren mit Tumokontrollraten von 92 bis 97 Prozent. Dies betreffe sowohl die MR-gesteuerte LITT wie auch die MR-gesteuerte Radiofrequenzablation. Stefan Zango (Frankfurt) betonte, dass im Rahmen der MR-gesteuerten Interventionen die organspezifisch gezielte Biopsie eine Anwendungsmöglichkeit der interventionellen MRT biete, insbesondere auf dem Gebiet der Prostatadiagnostik. Durch die nachgeschalteten operativen oder radio-onkologischen Interventionen komme der MR-tomographischen Diagnostik ein hoher Stellenwert zu. Derzeitige Forschungsprojekte betreffen Navigationssysteme, die es erlauben, gezielt unter MR-Steuerung minimalinvasiv Proben aus der Prostata über einen transglutealen Zugang zu entnehmen (Abbildung).
Zusammenfassend konnte auf dem siebten Frankfurter interdisziplinären Symposium FISI dokumentiert werden, dass die Magnetresonanztomographie weiterhin eine Schlüsseltechnologie für nahezu alle medizinischen Disziplinen darstellt und die weitere technologische Entwicklung rasch voranschreitet in Richtung einer patientenorientierten sicheren diagnostischen wie auch interventionellen Magnetresonanztomographie.
Interessenkonflikt
Die Autoren erklären, dass kein Interessenkonflikt im Sinne der Richtlinien des International Committee of Medical Journal Editors besteht.
Anschrift für die Verfasser
Prof. Dr. med. Thomas J. Vogl
Institut für Diagnostische und Interventionelle Radiologie
J. W. Goethe-Universität Frankfurt
Theodor-Stern-Kai 7
60590 Frankfurt
E-Mail: T. Vogl@em.uni-frankfurt.de
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