ArchivDeutsches Ärzteblatt8/2007Kardiotoxizität von Anthrazyklinen – ein ungelöstes Problem: Relevanter Risikofaktor

MEDIZIN: Diskussion

Kardiotoxizität von Anthrazyklinen – ein ungelöstes Problem: Relevanter Risikofaktor

Müller, Thomas

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LNSLNS Ein leider von den Autoren nicht erwähnter, aber sehr relevanter Risikofaktor für die Entwicklung einer Kardiotoxizität bei Anthrazyklinen ist die Kombination mit dem monoklonalen Anti-HER2-Antikörper Trastuzumab.
Trastuzumab ist seit kurzem auch für die adjuvante Therapie des Mammakarzinoms zugelassen und wird daher zunehmend bei einer großen Patientengruppe mit langer Lebenserwartung angewendet.
Trastuzumab weist eine eigene Kardiotoxizität auf, die Addition von Anthrazyklinen und Trastuzumab verstärkt die Kardiotoxizität beider Wirkstoffe erheblich (1). Die Gabe von Trastuzumab und Anthrazyklinen in Kombination ist daher laut Zulassung kontraindiziert (2). Auch Patientinnen, die früher Anthrazykline erhalten haben, sind bei der Behandlung mit Trastuzumab einer höheren Kardiotoxizität ausgesetzt.
Bei den hohen Erwartungen, die in Trastuzumab in der adjuvanten Therapie des Mammakarzinoms gesetzt werden, sollte diese folgenschwere unerwünschte Arzneimittelwirkung unbedingt in der Therapieplanung beachtet werden.
Zwei weitere Ergänzungen: Die Autoren formulieren: „eine Reduktion der Antitumoreffizienz (von Dexrazoxan) konnte bisher nicht bestätigt werden“. In den Zulassungsunterlagen für Dexrazoxan wird aber explizit die signifikante Reduktion der Responserate (48 versus 63 Prozent, p = 0,007) in der größten Zulassungsstudie bei Kombination von Fluorouracil, Doxorubicin, Cyclophosphamid mit Dexrazoxan angeführt (3). Hier stellt sich die Frage, ob der Nutzen der Anthrazyklin-Therapie für die Patientin noch besteht, wenn Dexrazoxan komediziert wird. Die Autoren erwähnen zu Recht „die extrem hohen Kosten“ von liposomalen Anthrazyklinen. In der Folge stellen sie allerdings den protektiven Wirkstoff Dexrazoxan sehr positiv dar, ohne die unverhältnismäßig hohen Kosten zu nennen. Die Applikation von Dexrazoxan zusammen mit Doxorubicin verteuert die Therapiekosten pro Kurs von rund 25 Euro auf über 300 Euro.


Thomas Müller
Zentralapotheke des Universitätsklinikums Rostock
Ernst-Heydemann-Straße 7, 18057 Rostock
E-Mail: zentralapotheke@med.uni-rostock.de
1.
Hayes DF: Heart of darkness: The downside of Trastuzumab. J Clin Oncol 2006; 24: 4056–8. MEDLINE
2.
Van Dalen EC et al.: Cardioprotective interventions for cancer patients receiving anthracyclines. Cochrane Database Syst Rev. 2005; CD003917. MEDLINE
3.
Bates M et al.: A pharmacoeconomic evaluation of the use of dexrazoxane in preventing anthracycline-induced cardiotoxicity in patients with stage IIIB or IV metastatic breast cancer. Clin Ther 1997; 19: 167–84. MEDLINE
1. Hayes DF: Heart of darkness: The downside of Trastuzumab. J Clin Oncol 2006; 24: 4056–8. MEDLINE
2. Van Dalen EC et al.: Cardioprotective interventions for cancer patients receiving anthracyclines. Cochrane Database Syst Rev. 2005; CD003917. MEDLINE
3. Bates M et al.: A pharmacoeconomic evaluation of the use of dexrazoxane in preventing anthracycline-induced cardiotoxicity in patients with stage IIIB or IV metastatic breast cancer. Clin Ther 1997; 19: 167–84. MEDLINE

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