ArchivDeutsches Ärzteblatt12/2007Klimaschutz: Wie Krankenhäuser ihren CO2-Ausstoß reduzieren

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Klimaschutz: Wie Krankenhäuser ihren CO2-Ausstoß reduzieren

Hibbeler, Birgit

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Mit Wärmedämmung, modernen Heizsystemen und Solaranlagen können Krankenhäuser viel Energie und Geld sparen. Die meisten Einrichtungen haben aber diese Vorteile noch nicht erkannt.

Das düstere Szenario des Weltklimaberichtes der Vereinten Nationen (UN) hat viele Menschen aufgerüttelt. Die UN-Analyse hat gezeigt, dass die Klimakatastrophe eine reale Bedrohung ist und nicht das Hirngespinst von Umwelt-Aktivisten. An Vorschlägen, was jeder Einzelne für den Klimaschutz tun kann, fehlt es nicht: mehr Energiesparlampen, weniger Langstreckenflüge und Autofahrten sowie eine bessere Wärmedämmung. Elektrogeräte im Stand-by-Modus sind tabu. Auch die Politik kann den Treibhauseffekt nicht mehr kleinreden. Angela Merkel hat den Klimawandel zu einem zentralen Thema ihrer EU-Ratspräsidentschaft erklärt. Und so einigten sich die EU-Regierungschefs darauf, die CO2-Emissionen um 20 Prozent unter den Wert von 1990 zu senken. Eine historische Wende, meinen die einen – eine Mogelpackung, sagen die anderen.
Energiekosten senken, Image steigern
Während der Klimaschutz in Brüssel bislang nur auf dem Papier steht, wird er in immer mehr Privathaushalten und manchen öffentlichen Einrichtungen bereits praktiziert. Auch einige Krankenhäuser sind mittlerweile Vorreiter in Sachen Klimaschutz, so auch die Luisenklinik in Bad Dürrheim, Baden-Württemberg. In der psychiatrisch-psychotherapeutischen Einrichtung ist es gelungen, den jährlichen CO2-Ausstoß um etwa 350 Tonnen zu senken. Das entspricht einer Reduktion von fast 50 Prozent.
„Ein Faible für Umweltschutz haben wir hier schon länger“, sagt Sven Wahl, kaufmännischer Leiter. Als dann Sanierungsarbeiten an der Außenfassade anstanden, war klar: Bei der Gelegenheit muss auch eine effektive Wärmedämmung her. „Wichtig ist, das Ganze sorgfältig zu planen“, meint Wahl. Zunächst müssten alle Möglichkeiten des Energiesparens ausgeschöpft werden. In einem zweiten Schritt sei dann zu analysieren, welche Energieform für die Einrichtung passend sei. In Bad Dürrheim entschied man sich für eine Photovoltaikanlage zur Stromerzeugung. Eine Holzpelletheizung deckt etwa 70 Prozent des Wärmebedarfs. Zwar seien die Investitionskosten hoch gewesen, berichtet Wahl, rechnet allerdings damit, dass sich beispielsweise die Solaranlage spätestens in zehn Jahren amortisiert hat. Energiesparmaßnahmen sind somit auch aus betriebswirtschaftlicher Sicht lohnenswert. Darüber hinaus kann es für eine Einrichtung ein Imagegewinn sein, wenn sie im Umweltschutz aktiv ist. „Die Resonanz bei den Patienten war durchweg positiv“, sagt Wahl.
In der Elisabeth-Klinik in Berlin-Mitte engagiert man sich schon seit einigen Jahren in Sachen Klimaschutz. Bereits 2000 schloss die Einrichtung mit dem Energiekonzern Bewag (heute Vattenfall) ein Abkommen. Mit diesem „Energiespar-Contracting“ verpflichtete sich die Bewag, die Investitionskosten für die Sanierung des Heizungssystems und die Neuanschafffung einer Solaranlage zur Wassererwärmung für die Küche zu übernehmen. Über eine Laufzeit von mehreren Jahren zahlt die Einrichtung das Geld mit den eingesparten Energiekosten zurück. Die tatsächlich erzielte Reduktion hat die Erwartung übertroffen: Das 170-Betten-Haus mit Abteilungen für Innere Medizin, Allgemeine Chirurgie, Unfallchirurgie und Anästhesie konnte den Energieverbrauch um rund 30 Prozent senken. Damit gelangen jährlich 612 Tonnen Kohlendioxid weniger in die Atmosphäre.
Nur wenige Krankenhäuser
im Klimaschutz aktiv
Die Luisenklinik und die Elisabeth-Klinik sind zwei von 21 Krankenhäusern und Reha-Kliniken, denen der Bund für Umwelt und Naturschutz (BUND) das Gütesiegel „Energie sparendes Krankenhaus“ verliehen hat. Gemessen an der Zahl von 2 139 Krankenhäusern, ist das allerdings eine verschwindend kleine Gruppe.
Carmen Schultze vom BUND Berlin hat jedoch dafür Verständnis, dass die meisten Einrichtungen noch keinen Klimaschutz praktizieren: „Die Häuser sind mit vielen Umstrukturierungen im Gesundheitswesen beschäftigt.“ Das Thema Energiesparen und die damit verbundenen Kostensenkungen hätten viele noch nicht für sich entdeckt. Zudem sei es für große Kliniken mit mehreren Gebäuden aufwendig, eine exakte Bestandsaufnahme anzufertigen. Eine solche Analyse sei aber unabdingbar. Kriterien für das BUND-Siegel sind beispielsweise eine Reduktion des CO2-Ausstoßes um 25 Prozent und ein Energiemanagement. Obwohl die meisten Krankenhäuser ganz andere Sorgen plagen als der Klimawandel, ist Schultze zuversichtlich: „Das Bewusstsein wächst.“
Dr. med. Birgit Hibbeler

Weitere Informationen zum BUND-Gütesiegel: www.energiesparendes-krankenhaus.de

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