ArchivDeutsches Ärzteblatt12/2007Folsäure fördert kognitive Leistungsfähigkeit

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Folsäure fördert kognitive Leistungsfähigkeit

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LNSLNS Ältere Personen können durch Folsäure möglicherweise ihre kognitive Leistungsfähigkeit bewahren oder sogar verbessern. Dies legt eine
placebokontrollierte niederländische Studie nahe, in der über 3 Jahre lang mehr als 800 Probanden täglich entweder ein Placebo oder 800 mg Folsäure erhielten. Dieses Resultat steht im Widerspruch zu vorhergehenden Veröffentlichungen, in denen kein positiver Effekt von Folsäure auf kognitive Leistungen nachweisbar war. An der Untersuchung nahmen Personen im Alter von 50 und 70 Jahren teil, die erhöhte Plasmakonzentrationen von Homozystein (> 13 mmol/L) aufwiesen – diese Patientengruppe hat im fortgeschrittenen Lebensalter ein erhöhtes Risiko für kognitive Defizite. 73 % der infrage kommenden Probanden hatten keine erhöhten Homozystein-Werte und wurden deshalb von der Untersuchung ausgeschlossen.
Durch die Gabe von Folsäure erhöhte sich die Plasmakonzentration von Folsäure um 576 %, und die Homozystein-Werte sanken um 26 %. Zu Studienbeginn und Studienende absolvierten die Studienteilnehmer jeweils 5 Tests, um die kognitive Leistungsfähigkeit zu ermitteln. Das Ziel der Untersuchung war es, das Gedächtnis, die sensorimotorische Funktion, die selektive Aufmerksamkeit, die Geschwindigkeit der Informationsverarbeitung und die verbalen Fähigkeiten der Probanden zu bestimmen.
Am Studienende schnitt die Verumgruppe bei der Gedächtnisleistung, der Informationsverarbeitung und der sensorimotorischen Geschwindigkeit signifikant besser ab als die Kontrollen. Das Gedächtnis in der Folat-Gruppe war so gut wie bei 4,7 Jahre jüngeren Probanden dieser Studie (95-%-Konfidenzintervall [95%-KI]: 1 bis 8,3 Jahre). Die sensorimotorische Geschwindigkeit entsprach der von 1,7 Jahre jüngeren (95%-KI: – 0,04 bis 3,4 Jahre) und die Geschwindigkeit der Informationsverarbeitung der von 2,1 Jahre jüngeren Personen. Die globale kognitive Funktion war der von 1,5 Jahre jüngeren Menschen ebenbürtig (95%-KI: 0,1 bis 2,8 Jahre). Nach Auffassung der Autoren ist der klinisch bedeutsamste getestete Parameter die verzögerte Wiedergabe eines 15 Worte umfassenden Gedächtnistests. Hier schnitt die Verumgruppe so gut ab wie Kontrollpersonen, die 6,9 Jahre jünger waren (95%-KI: 2,1 bis 11,8 Jahre). Die Autoren erwähnen allerdings nicht, ob niedrigere Homozystein-Werte mit einem besseren Abschneiden der Tests assoziiert waren, ob also eine Dosis-Wirkungs-Beziehung bestand.
Die Ergebnisse waren unabhängig vom initialen Folsäurestatus und dem C677T-Polymorphismus der Methylentetrahydrofolatreduktase, der mit erhöhten Homozysteinspiegeln assoziiert ist. Ob Folsäure auch bei Personen mit nicht erhöhten Homozystein-Werten, bereits erfolgtem kognitivem Abbau oder milden Formen der Alzheimer-Demenz wirksam ist, muss in weiteren Studien geklärt werden. me

Durge J, van Boxtel MPJ, Schouten EG, Kok FJ, Jolles J, Katan MB, Verhoef P: Effect of 3-year folic acid supplementation on cognitive function in older adults in the FACIT trial: a randomised, double blind, controlled trial. Lancet 2007; 369: 208–16. E-Mail: jane.durga@rdls.nestle.com

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