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LNSLNS In den letzten Tagen mehren sich bei mir Anrufe von Lesern, in ihrem E-Mail-Briefkasten sei eine dringende Aktienkaufempfehlung, dringender geht’s fast nicht, was denn zu tun sei. Je nach Tonlage und Stimmung des Anrufers spüre ich in den meisten Fällen durchaus Besorgnis, manchmal schimmert aber auch die – wohl von der Gier getragene – Hoffnung durch, hinter dem wohlgemeinten Tipp steckte wirklich was Vernünftiges.
Seit zwei Tagen bin ich selbst in den Fokus dieser famosen Emailisten geraten und erhalte die Hotshots direkt. Gestern sollte ich „KM Möbel“ dringend erstehen, das Gewinnpotenzial sei mindestens 100 Prozent. Nicht schlecht. Heute schreibt mir ein gewisser „Heinrich Bartenschläger“, die Software-Aktie „Ceyoniq“ sei der Hit und müsste auf der Stelle gekauft werden. Bei einem derzeitigen Kurs von 0,06 Euro sei das Wochenziel 0,29 Euro und in einem Monat wären 2,60 Euro möglich. Mein lieber Schwan, rechnen Sie diese horrenden Gewinne einfach mal nach.
Besonders subtil ist, dass nur ein paar Minuten später ein gewisser „Georg Brasse“ auch die Story mit Ceyoniq abnudelt und anschließend „Walter Dorf“ ins selbe Horn stößt, anschließend schreiben noch drei Leute Wunderbares über diesen Wert und, ich bin sicher, es ist jedes Mal der gleiche Spinner oder linke Vogel, der dahintersteckt, denn das Wochen- und Kursziel ist bis auf zwei Stellen hinterm Komma völlig identisch.
Also, ob so ein Mist in gedruckter Form oder per E-Mail auf einen zukommt, ist im Prinzip völlig egal. Das Motiv des Absenders ist in solchen Fällen eindeutig: Er hat die Aktie vorgekauft, in der Regel sind das völlig wertlose Titel, zumal oft von Pleiteunternehmen, und will jetzt schlicht Kasse machen. In der Vergangenheit wurden neben den eingangs beschriebenen Titeln unter anderem Popnet, Adori und Knorr Capital Partner hochgejubelt (Kursrakete, Kurs explodiert bald, Aktie steht kurz vor dem Ausbruch). Es steht dringend zu befürchten, dass die Masche in etlichen Fällen auch zum Erfolg führt. Tatsächlich haben in der letzten Zeit solche Hotshots massive Kursbewegungen ausgelöst, die Wertpapieraufsicht Bafin geht mittlerweile sogar dem Verdacht auf Kursmanipulation und Insiderhandel nach.
Ab in den Papierkorb ist aber die einzig sinnvolle Alternative in solchen Fällen, elektronische Müllschlucker gibt’s ja auch, oder der User drückt einfach die „delete“-Taste und identifiziert die Mail als „Junk“ (Müll). All das ist gleichwohl nicht neu. Versuche, Kurse zu manipulieren, gibt es, seit es Börsen gibt. Die Art und Weise über E-Mails ist eben nur besonders lästig. Linke Tour bleibt aber linke Tour.

Börsebius-Telefonberatung „rund ums Geld“
Wie an jedem 1. Samstag des Monats können Sie auch am 7. April 2007 (Ostersamstag!) in der Zeit von 9 bis 13 Uhr Börsebius (Diplom-Ökonom Reinhold Rombach) anrufen. Wenn Sie also in Finanzdingen „der Schuh drückt“, wählen Sie bitte 02 21/98 54 80-17. Die kostenlose Telefonberatung ist ein Service des Deutschen Ärzteblattes für seine Leser.

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