ArchivDeutsches Ärzteblatt PP4/2007Psychisch kranke Kinder: „Skandalöse“ Unterversorgung

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Psychisch kranke Kinder: „Skandalöse“ Unterversorgung

Bühring, Petra

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Psychisch auffällig sind 20 Prozent der Heranwachsenden, schätzen Experten. Therapieplätze fehlen. Foto: Ipon
Psychisch auffällig sind 20 Prozent der Heranwachsenden, schätzen Experten. Therapieplätze fehlen. Foto: Ipon
Von einer „skandalösen Versorgungssituation“ für psychisch kranke Kinder sprach Prof. Dr. med. Michael Schulte-Markwort, Präsident der Deutschen Gesellschaft für Kinder- und Jugendpsychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie e.V. (DGKJP), anlässlich des Kongresses der Fachgesellschaft Mitte März in Aachen. 20 Prozent aller Heranwachsenden seien psychisch auffällig, weitere zehn Prozent zeigten psychosomatische Symptome. Rund 2,5 Millionen Kinder und Jugendliche bedürften einer Behandlung, schätzt Schulte-Markwort.
Zur Verfügung stehen aber bundesweit nur 690 Kinder- und Jugendpsychiater (Bundesarztregister, Dezember 2006) sowie 2 705 Kinder- und Jugendlichenpsychotherapeuten (KJP). „Wartezeiten von Monaten bis Jahren im ambulanten Bereich sind an der Tagesordnung“, kritisierte der DGKJP-Präsident. Am gravierendsten ist die Situation auf dem Land und im Osten. In Sachsen-Anhalt beispielsweise sind neun Kinderpsychiater und sechs KJP zugelassen. Um diese Gebiete attraktiver zu machen, müssten potenzielle Kandidaten „attraktive Angebote“ für die Niederlassung erhalten, schlägt Peter Lehndorfer, Kinderpsychiater im Vorstand der Bundespsychotherapeutenkammer, vor. Als Anreiz könnten beispielsweise höhere Punktwerte oder auch eine finanzielle Beteiligung an der Ausbildung, im Sinne von Ausbildungs-Partnerschaften, dienen. In vielen nach den Richtlinien der Bedarfsplanung „überversorgten“ Gebieten sei eine Niederlassung jedoch oftmals nur über eine Sonderbedarfszulassung möglich, kritisierte Lehndorfer. Denn KJP werden in der Bedarfsplanung immer noch gemeinsam mit Erwachsenenpsychotherapeuten geführt. PB

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