KULTUR
Wallraf-Richartz-Museum & Fondation Corboud: Affen als Kunstrichter


Gabriel Max,
Die Affen als Kunstrichter,
1889, Öl auf
Leinwand, 84,5 ×
107,5 cm.
Fotos: Wallraf-Richartz-Museums & Fondation Corboud
Fotos: Wallraf-Richartz-Museums & Fondation Corboud
Tierisch gut!“ oder „Ich glaub, ich werd zum Tier!“ Die Reaktionen auf die naturbunte Annäherung an das Kunst-Verhältnis von Tier und Mensch wird die klassische Altmeister-Klientel des Kölner „Wallraf-Richartz-Museums & Fondation Corboud“ mit Sicherheit teilen. Kommen wird und soll (bis 16 Jahre Eintritt frei) hingegen das Familienpublikum, um die betont kurzweilig-populär gelegte Spur aufzunehmen, die sich hinter dem Ausstellungsmotto verbirgt: „Tierschau – Wie unser Bild vom Tier entstand“.
Bereits mit einer buntwandig gestalteten „19. Jahrhundert“-Abteilung in der ständigen Sammlung, nebst wirkungsvollem Hightech-Licht, ist Direktor Andreas Blühm angetreten, das „besucherfreundlichste Museum Deutschlands“ auf den Weg zu bringen. Wie dieser Anspruch einzulösen und zu belegen sein wird, dürfte im schwierigen Kultur-Köln einer Expedition in unbekanntes Dschungel-Terrain mit manch wildem Tier vergleichbar sein.
Eugène Delacroix,
Spielender Tiger, um
1830, Öl auf Leinwand,
25,3×39,2 cm
Anatomische und ästhetische Interessen folgen, der vergleichende Blick mündet schockartig im Darwinismus. Ein Original-Rokoko-Kostüm für ein Äffchen scheint eine unschuldige Vorstufe zu sein. Davor werden Löwen und Adler im Klassizismus zu selbstständigen, bildwürdigen Motiven. Bis zum politischen Machtsymbol, der Übertragung vom Tierreich auf welches Reich auch immer, ist es nur ein kleiner Schritt. Was Delacroix in der romantischen Zwischenzeit jener Entwicklung mit spielenden Tigern veranstaltet, kann man durchaus intim und einfühlsam nennen, wenn auch auf höchstem dramaturgischen Helden-Niveau. Die eminent reizvolle Schnittmenge zwischen Tierbildern aus dem Naturkunde- und Kunstmuseum wird, des populären Konzepts wegen, notgedrungen unter Preis verkauft.
Wilhelm Trübner,
Cäsar am Rubikon,
um 1880, Öl auf Leinwand,
48,5 × 61 cm
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Roland Groß
Die Ausstellung ist im Wallraf-Richartz-Museum (Obenmarspforten am Kölner Rathaus) bis zum 5. August zu sehen: dienstags von 10 bis 20 Uhr, mittwochs bis freitrags von 10 bis 18 Uhr, samstags und sonntags von 11 bis18 Uhr; Telefon: 02 21/21 12 11 19; Katalog 18 Euro; Internet: www.tier schau-im-wallraf.de.
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