BRIEFE
Praxisabgabe: Ethisch bedenklich


In der Tat aber stellt sich natürlich die Frage, was ein für beide Vertragspartner angemessener Preis für einen Kassensitz ist. Neid, Anspruchsdenken, Gerechtigkeitsfanatismus, Versorgungswünsche und Narzissmus haben hier aufseiten des Käufers bewusst wie unbewusst nichts zu suchen. Oft wird vergessen, dass eine Praxis immer auch ein Wirtschaftsunternehmen im Kleinsten ist. Aufseiten des Verkäufers sind Abzocke, Wucher oder sogar sittenwidrige Angebote unerwünscht. Meines Erachtens und meiner Erfahrung nach sollte dieser Preis zwischen 30 000 und 50 000 Euro liegen und abhängen von Faktoren wie Übernahme der Praxisräume, des Mobiliars, von kostenintensiven Therapiematerialien, einer guten Lage und Erreichbarkeit der Praxis, Einbindung in ein Versorgungsnetzwerk und so weiter. Die eventuelle Übernahme von Patienten sollte dabei keine Rolle spielen. Wenn man bedenkt, dass man mit einer Kassenzulassung bis zum Alter von 68 Jahren gut zu tun hat und gut davon leben kann, dann ist eine Investition in dieser Preisspanne gut angelegtes Geld, welches momentan auch noch günstig zu leihen ist. Investitionen in somatisch ausgerichteten Arztpraxen liegen bedeutend höher. Und zu guter Letzt: Psychologen und Psychotherapeuten hatten schon immer ein problematisches Verhältnis zum Geld (Ausnahmen prüfen die Regel). Klärende Selbsterfahrung tut dort not.
Ralph Krause, Goetheallee 10, 53225 Bonn
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