

Frau Rieser hat zwar Verständnis für enge Honorarspielräume, sie übersieht aber eine wesentliche Ursache für lange Wartezeiten: Die gesetzlichen Vorgaben zur „Mengensteuerung“ mittels der Honorarverteilungsverträge. Die demografische Entwicklung bedingt unstrittig einen zunehmenden Bedarf an medizinischen Leistungen. Maßnahmen zur „Fallzahlbegrenzung“ (mein Kandidat für das Unwort des Jahres) sind unter diesen Umständen nichts anderes als kalkulierte Rationierung. Diese führt gerade in Zeiten, in denen Kassenärzte nicht mehr ohne Weiteres Nachfolger finden, zwangsläufig zu langen Wartezeiten bei im System verbleibenden Kollegen. Lange wurde uns Ärzten vorgeworfen, wir machten zu viel Unnötiges, nun heißt es, wir machten zu wenig Nötiges. Hier muss man argumentativ ansetzen, wenn man Unbehagen verspürt und Solidarität üben mit jenen, die über Jahrzehnte Kassenbeiträge einbezahlt haben – im Vertrauen darauf, nicht als Fall Nummer n + 1 ausgegrenzt, sondern bedarfsgerecht behandelt zu werden.
Dr. med. Wolfgang Spiegel, Rheinstraße 7-9,
64283 Darmstadt