DEUTSCHER ÄRZTETAG
Vorstandswahlen: Hoppe erhält breite Unterstützung, Montgomery wird Vizepräsident
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Die allgemeine Erwartung fasste der Ehrenpräsident der Bundesärztekammer knapp zusammen. „Einen zweiten Stimmzettel werden Sie, glaube ich, nicht brauchen“, prognostizierte Versammlungsleiter Prof. Dr. med. Karsten Vilmar, nachdem er das Verfahren bei der Wahl des Präsidenten der Bundesärztekammer erläutert hatte. Der Ausgang war klar: Prof. Dr. med. Dr. h. c. Jörg-Dietrich Hoppe würde abermals gewählt werden, nach 1999 und 2003 für eine dritte Amtszeit. Aber mit welchem Rückhalt würden die Delegierten den obersten Repräsentanten der deutschen Ärzteschaft ausstatten? Die Wahlen, Tagesordnungspunkt IX des Ärztetages, waren per Mehrheitsbeschluss auf den Donnerstagvormittag vorgezogen worden. So kamen sie vor und nicht nach der Entscheidung über die Wiedereinführung des Allgemein-Internisten an die Reihe, was nicht allen hausärztlichen Delegierten gefiel. Ein Vorstoß, den einzigen Kandidaten vor dem Wahlgang zu einer Festlegung in dieser Streitfrage zu bewegen, wurde mit Buhrufen quittiert und mit großer Mehrheit abgelehnt. Den in der Ärzteschaft, in Politik und Öffentlichkeit hoch angesehenen Präsidenten aufzufordern, sich dem Deutschen Ärztetag vorzustellen, kam den Delegierten dann doch absurd vor.
Standing Ovations:
Delegierte und Vorstandsmitglieder
applaudieren
dem wiedergewählten
Präsidenten.
Es sei gut, so einen Präsidenten zu haben, hatte Dr. med. Theodor Windhorst, als Präsident der Ärztekammer Westfalen-Lippe Gastgeber des Ärztetages, bei der Eröffnung gesagt. Hoppe hatte vor acht Jahren die Nachfolge Vilmars als Präsident der Bundesärztekammer angetreten. Zuvor war er für zwei Wahlperioden Vizepräsident gewesen. Seit 14 Jahren führt der Pathologe und Allgemeinmediziner, Jahrgang 1940, die Ärztekammer Nordrhein. Seit Langem gilt er als die Integrationsfigur der deutschen Ärzteschaft schlechthin. Für die kommenden vier Jahre an der Spitze der Bundesärztekammer hat er schon klare Ziele vorgegeben: Der 111. Deutsche Ärztetag in Ulm soll ein gesundheitspolitisches Programm beschließen, in dem die Vorstellungen der Ärzteschaft für die Weiterentwicklung aller Versorgungsbereiche einschließlich der Finanzierung dargelegt werden sollen. Der Ärztetag in Münster hat dazu der Bundesärztekammer den Auftrag erteilt und in Thesen die Zielrichtung abgesteckt, die Arbeiten an dem Programm haben begonnen.
Gegen die Fremdbestimmung
des Arztes
Hoppes besonderes Anliegen ist es, die zunehmende Fremdbestimmung der ärztlichen Tätigkeit zu stoppen. In Münster hat er eindringlich vor dem Weg „in eine industrialisierte Gesundheitsversorgung“ gewarnt, die für Individualität in der Behandlung keinen Raum mehr lasse. Neue Wege möchte Hoppe beschreiten, um Patienten regelmäßig über die Probleme im Gesundheitswesen zu informieren: Zusammen mit der Kassenärztlichen Bundesvereinigung und den ärztlichen Berufsverbänden möchte er ein Patientenfernsehen in Arztpraxen und Krankenhausambulanzen realisieren.
Außerdem will Hoppe, wie er im Interview mit dem Deutschen Ärzteblatt (Heft 19/2007) bereits angekündigt hat, sich intensiv den Problemen des ärztlichen Nachwuchses widmen – von der Auswahl der Studienbewerber über die Ausbildungsinhalte bis zu einer besseren Betreuung der Ärzte in Weiterbildung.
Stimmauszählung:
Einige Wahlgänge
konnten erst im
dritten Durchlauf
entschieden werden.
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Nach dem ersten Wahlgang lag Montgomery (110 Stimmen) deutlich vor Jonitz (67), Crusius (35) und Stüwe (29); im zweiten Wahlgang, zu dem Ursula Stüwe nicht mehr antrat, schmolz sein Vorsprung gegenüber Jonitz auf 104 zu 98 Stimmen. Da kein Kandidat die Mehrheit der abgegebenen gültigen Stimmen auf sich vereinen konnte, musste eine Stichwahl zwischen Montgomery und Jonitz die Entscheidung bringen. Beobachter und auch manche Delegierte rätselten, wer mit wem welche Absprache getroffen habe könnte. Der Hausärzteverband, so wurde kolportiert, habe wegen des Streits um die Weiterbildung seine Delegierten aufgefordert, Montgomery nicht zu wählen. Am Ende konnte Montgomery doch strahlen: Er hatte von 245 gültigen Stimmen 121 bekommen, Jonitz 114.
Die Wahl des 2. Vizepräsidenten ging schneller über die Bühne. Dr. med. Cornelia Goesmann aus Hannover setzte sich im ersten Wahlgang gegen Dr. med. Elke Köhler durch, die Vizepräsidentin der Ärztekammer Brandenburg und wie Goesmann als Fachärztin für Allgemeinmedizin niedergelassen ist. Von 241 gültigen Stimmen bekam Goesmann 162, Köhler 63. Im Präsidium der Bundesärztekammer ist damit künftig keine Ärztin/kein Arzt aus den neuen Ländern vertreten. Eine „Quotenregelung“ hielt die Mehrheit der Delegierten fast 17 Jahre nach der Wiedervereinigung nicht mehr für erforderlich.
Gemeinsame Freude:
Erleichterung nach
der Wahl bei Cornelia
Goesmann und
Frank Ulrich Montgomery.
Unter dem Blickwinkel des Proporzes lässt sich die Wahl der beiden Beisitzer betrachten. Sind die Niedergelassenen im BÄK-Vorstand ausreichend vertreten, wenn die Mehrzahl der Kammerpräsidenten Klinikärzte sind? Sind vier Frauen im Vorstand nicht zu wenig, wo doch 40 Prozent der berufstätigen Ärzte weiblichen Geschlechts sind? Für die Position des ersten Beisitzers kandidierten mit Dr. med. Christian Albring (Niedersachsen), Dr. med. Max Kaplan (Bayern) und Rudolf Henke (Nordrhein) ein niedergelassener Gynäkologe, ein niedergelassener Hausarzt und ein Krankenhausarzt. Henke, zugleich 2. Vorsitzender des Marburger Bundes und im BÄK-Vorstand bisher für die Krankenhausgremien zuständig, gewann im dritten Wahlgang. Bei der Wahl des zweiten Beisitzers waren dann die Niedergelassenen unter sich: Hubert Bakker, Hausarzt aus Bremen, Dr. med. Astrid Bühren aus Murnau, die dem bisherigen BÄK-Vorstand angehörte, und Dr. med. Max Kaplan. Nachdem Bühren im ersten Wahlgang knapp vorn gelegen hatte, entschied Kaplan den zweiten Wahlgang mit hauchdünner Mehrheit für sich: Er erhielt 120, Bühren 116 Stimmen. Die niedergelassene Fachärztin für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie scheidet damit aus dem Vorstand aus. Ihr Einsatz für die ärztlichen Psychotherapeuten, Psychiater und psychosomatisch tätigen Ärzte wurde besonders hervorgehoben. Bühren, seit 1997 Vorsitzende des Deutschen Ärztinnenbundes, ist in der BÄK bisher Vorsitzende des Ausschusses und der Ständigen Kommission „Ärztinnen“, zudem des Ausschusses „Sucht und Drogen“.
Den Glückwünschen Vilmars für den neuen Vorstand folgte ein in der Satzung vorgeschriebener Akt: Dr. med. Horst Massing, der älteste Abgeordnete des Ärztetages, verpflichtete die Vorstandsmitglieder auf „eine getreue Amtsführung zum Wohle der deutschen Ärzteschaft“.
Heinz Stüwe, Josef Maus
Auf Wunsch des Deutschen Ärztetages stellten sich die Kandidaten für die Wahl der beiden Vizepräsidenten und der beiden weiteren Ärztinnen und Ärzte im Vorstand der Bundesärztekammer den Delegierten kurz vor. Hier Auszüge aus den Vorstellungen der gewählten Kandidaten:
Vizepräsidenten
Fotos: BÄK
Weitere Ärzte im Vorstand
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