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Doping: Mit dem Arztberuf unvereinbar


Vor einem Scherbenhaufen stehen jetzt nicht nur die beiden Sportmediziner, denen fristlos gekündigt wurde, sondern auch das Sportmedizinische Institut der Universität Freiburg, dessen Namen in den letzten Jahrzehnten immer wieder im Rahmen von Doping-Enthüllungen genannt wurde und das sich, wie die Neue Zürcher Zeitung (26./27. 5. 2007) titelt, „als Schule der Manipulation“ erwiesen hat. Letzter Beleg dafür ist das Geständnis eines weiteren Freiburger Sportmediziners: Mit Dr. med. Georg Huber wird die Riege der dopenden Ärzte um einen prominenten Namen erweitert. Er gab zu, von 1980 bis 1990 Amateurradfahrern das verbotene Testosteron-Präparat Audriol gespritzt zu haben.
Huber betreute seit 1972 deutsche Sportler bei zwölf Olympischen Spielen und war seit 1980 Ausstatter der deutschen Olympia-Apotheken, überdies Mannschaftsarzt im Deutschen Skiverband. 2005 wurde er zum „Sportarzt des Jahres“ gekürt. Die Pikanterie erfährt jedoch ihren Höhepunkt dadurch, dass Huber als Mitarbeiter der Arbeitsgemeinschaft Medizin und Analytik der deutschen Antidoping-Agentur (Nada) stets über alle Doping-Kontrollmaßnahmen Bescheid wusste, zumal er in der Bonner Nada-Arbeitsgruppe eng mit dem Kölner Doping-Analytiker, Prof. Dr. med. Wilhelm Schänzer, zusammengearbeitet hatte. Inwieweit er das Wissen missbraucht und Daten ihm anvertrauter Athleten zu deren Gunsten manipuliert hat, werden Fachverbände und Nada, die sich inzwischen von ihm distanziert haben, klären müssen.
Ärzte, die an Dopingmaßnahmen beteiligt sind, unterliegen dem Arzneimittelgesetz sowie der Berufsordnung der Ärztekammern, aber auch der Aufsicht der jeweiligen Bezirksregierung (des Regierungspräsidenten). Der Ärzteschaft und ihren offiziellen Gremien steht es gut zu Gesicht, sich von Medizinern, die nicht nach ärztlichem Ethos handeln (wo und wie auch immer), zu distanzieren. „Oberstes Gebot ärztlichen Handelns ist die Erhaltung und die Wiederherstellung der Gesundheit des Patienten; Doping aber ist vorsätzliche Körperverletzung und mit dem Arztberuf völlig unvereinbar, was bei besonderer Schwere den Widerruf der Approbation zur Folge haben kann“, so Dr. med. Udo Wolter, Vorsitzender der Berufsordnungsgremien der Bundesärztekammer und Präsident der Landesärztekammer Brandenburg. Die Geständnisse der drei dopenden Ärzte sind möglicherweise nur die Spitze eines Eisbergs, denn Fachleute schätzen, dass der medizinische Bedarf an EPO und Wachstumshormonen wesentlich geringer ist als die Menge der hergestellten Präparate. Was wohl mit dem Rest dieser verschreibungspflichtigen Präparate geschieht?
Ressortleiterin Medizinreport