

Gnadenlos kurios ist auch die Tatsache, dass sich China am Börsengang des weltweit agierenden US-Hedgefonds Blackstone milliardenschwer beteiligt, frei nach dem Motto: Bekomme ich den Kapitalismus nicht plattgemacht, dann will ich wenigstens daran verdienen.
Dafür ist bei Siemens, dem Weltkonzern mit dörflichem Anstrich, alles wieder in Butter, möglicherweise. In meiner letzten Kolumne hatte ich noch vermutet, dass sich die Suche nach einem neuen Boss noch quälend hinziehen könnte oder aber der Aufsichtsratsvorsitzende Gerhard Cromme selber in das schwankende Boot steigt. In grober Missachtung der Redaktionsschlusszeit präsentierte Cromme mit einem gewissen Peter Löscher den Good Boy, auf den offensichtlich alle gewartet haben. Der Aktienkurs jedenfalls legte nach der Vorstellung des Mannes kräftig zu, fast wie gedopt.
Was den 49-jährigen Österreicher auszeichnet: Er hat bislang mit Siemens überhaupt nichts zu tun gehabt, kein Stallgeruch, keine Korruptionsverstrickungen, gleichwohl ein erfahrener Manager, wenn auch aus dem Bereich der Pharmaindustrie, und ein bisserl ein Health-Care-Experte aus seiner Zeit bei General Electric – aber man wird sich ja wohl doch noch einarbeiten dürfen.
Das Dilemma: Löschers Vorteil, ein unbelasteter Mann von außen zu sein, ist auch sein gravierendster Nachteil, er hat keine Ahnung vom Innenleben der Siemensianer und schon gar nicht von den anderen Geschäftsbereichen außerhalb der Medizinsparte, wie etwa dem Kraftwerksbau und der Anlagentechnik. Ruhe in den Konzern zu bringen, geht aber nur mit radikalem Durchgreifen. Ob sich das die alte Führungsriege gefallen lässt? Zweifel über Zweifel bleiben – vor allem nach dem bisher Erlebten.
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