ArchivDeutsches Ärzteblatt25/2007Fortschritte bei Xenotransplantation

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Fortschritte bei Xenotransplantation

EB

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LNSLNS Angesichts des Mangels an menschlichen Spenderorganen setzen Mediziner große Hoffnungen in die Xenotransplantation – die Übertragung von Zellen und Organen von Tieren auf den Menschen. Schweine sind die favorisierten Spendertiere wegen ihres Stoffwechsels, der dem des Menschen ähnelt, wegen der vergleichsweise großen mikrobiologischen Sicherheit und aus Kostengründen. Hindernisse für die Xenotransplantation sind die Abstoßungsreaktionen des Immunsystems, die physiologischen Unterschiede zwischen tierischen und menschlichen Organen und die mögliche Übertragung von Mikroorganismen, wobei porcine endogene Retroviren (PERV) ein besonderes Problem darstellen. Diese Viren sind im Erbgut aller Schweine verankert, können als Viruspartikel freigesetzt werden und menschliche Zellen infizieren.
Wie kürzlich bei einer Tagung der Deutschen Arbeitsgemeinschaft Xenotransplantation im Berliner Robert-Koch-Institut berichtet wurde, konnten in den letzten Jahren Strategien entwickelt werden, welche die Übertragung von PERV bei der Xenotransplantation verhindern sollen. Besonders effektiv sei die Strategie, genetisch veränderte (transgene) Schweine zu gewinnen, bei denen die Virusaktivität durch die RNA-Interferenz unterdrückt wird. Dabei schleusen die Wissenschaftler erbgutähnliche regulatorische Moleküle („shRNA“) in Schweinezellen ein, entnehmen den Zellkern und züchten daraus Schweine. Durch die eingeschleusten Blockademoleküle können die in den Schweinezellen vorhandenen viralen Gene nicht aktiviert und keine neuen Viruspartikel hergestellt werden,die im Fall einer Übertragung der Schweinezellen auf den Menschen möglicherweise eine Erkrankung verursachten. Joachim Denner vom Robert-Koch-Institut und Heiner Niemann vom Institut für Tierzucht in Mariensee konnten so die weltweit ersten Schweine gewinnen, bei denen in verschiedenen Organen die Produktion der Retroviren herunterreguliert wurde.
Erste klinische Behandlungen sind für das Jahr 2010 geplant
In einzelnen Fällen gibt es bereits experimentelle klinische Ansätze. So berichtete ein neuseeländisches Unternehmen, dass ein Diabetiker, der vor fast zehn Jahren Inselzellen vom Schwein erhalten hatte, immer noch funktionstüchtige Schweinezellen in sich trüge und es keine Anzeichen für eine Infektion mit porcinen Viren gebe. Die Forschergruppen planen erste klinische Behandlungen für 2010. EB

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