

Fast 50 000 Männer erkranken in Deutschland jährlich an einem Prostatakarzinom, rund 11 000 sterben daran. Studienergebnisse zeigen, dass eine Chemoprävention durch 5-Alpha-Reduktasehemmer (5-ARI) möglich ist. Dies legt eine Neubewertung der PCPT-Studie (Prostate Cancer Prevention Trial) mit Finasterid bei Männern mit niedrigem Prostatakrebsrisiko nahe. Bei der prospektiven, randomisierten Doppelblindstudie, die 1993 begonnen hatte, waren fast 19 000 gesunde Männer älter als 55 Jahre mit einem negativen Tastbefund und PSA-Werten unter 3,0 ng/ml in zwei Gruppen aufgeteilt worden. Sieben Jahre lang erhielt die eine Gruppe ein Placebo, die andere 5 mg Finasterid täglich. Bei einem PSA-Anstieg, einem auffälligen Tastbefund und am Ende der Studie wurde eine Prostatabiopsie durchgeführt.
Wegen der Eindeutigkeit der Ergebnisse brach man die Studie vorzeitig ab, denn unter Finasterid-Einnahme fanden sich circa 25 Prozent weniger Prostatakarzinome als unter Placebo. Auffällig war nur der höhere Anteil an aggressiveren Tumoren in der Finasterid-Gruppe. Nach umfassender Analyse gehen die Experten davon aus, dass es sich dabei wahrscheinlich um einen Artefakt handelte. Der Grund: Da sich das Prostatavolumen unter Finasterid verminderte, konnten höhergradige Tumoren besser nachgewiesen werden als bei einer größeren Prostata, da sie bei einer Biopsie eher getroffen werden.
In einer Studie mit dem 5-ARI Dutasterid wird nun derzeit geprüft, ob sich ein ähnlich gutes Ergebnis bei Männern mit einem hohen Prostatakarzinomrisiko erzielen lässt. An REDUCE (Reduction by Dutasteride of Prostate Cancer Events) nehmen rund 8 000 Männer ab 50 Jahren teil, die einen PSA-Wert von 2,5 bis 10 ng/ml haben, aber kein Prostatakarzinom in der Eingangsbiopsie. Die Probanden erhalten vier Jahre lang täglich entweder 0,5 mg Dutasterid oder Placebo und werden nach zwei (Herbst 2007) und nach vier Jahren biopsiert. Halbjährlich wird bei ihnen der PSA-Wert gemessen.
Das Enzym 5-alpha-Reduktase katalysiert die Umwandlung von Testosteron zu Dihydrotestosteron (DHT). Von ihm existieren zwei Isoformen (Typ I und II), wobei Typ II in der Prostata dominiert. Während Finasterid nur den Typ II des Enzyms blockiert, wirkt Dutasterid auf beide Formen ein. Untersuchungen zeigten, dass Typ II beim benignen Prostatasyndrom (BPS) erhöht vorläge, so Prof. Gerald L. Andriole (St. Louis, Missouri/USA). Typ I komme zwar weniger beim BPS vor, dafür umso mehr beim Prostatakarzinom. Der Wissenschaftler hält Dutasterid deshalb für den effektiven Wirkstoff zur Vorbeugung eines Prostatakarzinoms.
Weniger Operationen nötig
5-ARI werden in erster Linie zur Therapie des benignen Prostatasyndroms eingesetzt. So schrumpft die Prostata bei langzeitiger Gabe von Finasterid um circa 20 Prozent, der Serum-DHT-Spiegel sinkt um rund 70 Prozent. Dutasterid hingegen verkleinert die Prostata um rund 27 Prozent und reduziert den Serum-DHT-Spiegel um mehr als 90 Prozent. In mehreren Studien konnte gezeigt werden, dass sich durch die Langzeitgabe von 5-ARI die Beschwerden des unteren Harntrakts deutlich verbesserten und sich die Gefahr für einen Harnverhalt reduzierte.
„Das Risiko für einen chirurgischen Eingriff bei BPS ist bei der Einnahme von Alphablockern deutlich höher als bei der Einnahme von 5-ARI“, sagte Prof. Claus G. Roehrborn (Dallas/USA). Alphablocker bewirken eine rasche Symptomlinderung bei BPS-Patienten, da sie den Tonus der glatten Muskulatur der Prostata und des Harnblasenhalses senken. Damit erleichtern sie die Blasenentleerung. Alphablocker könnten aber nicht die Progression der Erkrankung aufhalten, so Roehrborn. Die Kombination von Dutasterid mit dem Alphablocker Tamsulosin wird zurzeit in der CombAT-Studie untersucht, bei der die Medikamente vier Jahre lang einzeln beziehungsweise gemeinsam gegeben werden. Katrin Breitenborn
Symposium „Optimizing prostata health – strategie for managing enlarged prostate and prostate cancer chemoprevention“ am Rande des 102nd Annual Meeting of the American Urological Association (AUA) in Anaheim, Kalifornien/USA, Veranstalter: GlaxoSmithKline
Kommentare
Die Kommentarfunktion steht zur Zeit nicht zur Verfügung.