

Essstörungen im Jugendalter haben oft auch familiäre Gründe. Ein Psychologenteam an der Klinik für Psychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie des Kindes- und Jugendalters der Berliner Charité testete jetzt ein kognitiv-familienorientiertes Verhaltenstherapieprogramm, das für Patientinnen mit Anorexia und Bulimia nervosa und deren Angehörige konzipiert worden war. Insgesamt nahmen 32 stationäre Patientinnen im Alter zwischen elf und 17 Jahren teil. In den sechs Gruppentherapiesitzungen standen zunächst Psychoedukation, dann zunehmend der persönliche Erfahrungsaustausch der Teilnehmer im Vordergrund. Die Therapeuten griffen in den Diskussionsverlauf eher zurückhaltend und vermittelnd ein und begleiteten den Gruppenprozess. Wie sich zeigte, wurde das Programm von allen Teilnehmern positiv angenommen. „Gerade der Teil der zieloffenen Verhaltenstherapiegruppe fand großen Zuspruch“, so die Wissenschaftler. Zum Zeitpunkt der Nachtestung wiesen die Patienten im Mittel einen höheren BMI auf. Darüber hinaus konnte bezüglich der allgemeinen und speziellen Psychopathologie der Essstörung eine Reduktion beobachtet werden. Eingeschränkt werden die Ergebnisse durch das Fehlen einer Kontrollgruppe. Zudem konnten keine differenzierten Therapieeffekte nachgewiesen werden, sodass es möglich ist, dass die Prä-Post-Veränderungen auf andere Faktoren zurückzuführen sind. ms
Salbach H, Bohnekamp I, Lehmkuhl U, Pfeiffer E, Korte A: Familienorientierte Gruppentherapie zur Behandlung von Patientinnen mit Anorexia und Bulimia nervosa – eine Pilotstudie. Zeitschrift für Kinder- und Jugendpsychiatrie und Psychotherapie 2006; 34(4): 267–74.
Dipl.-Psych. Dr. rer. medic. Harriet Salbach, Augustenburger Platz 1, 13353 Berlin, E-Mail: harriet.salbach@charite.de