

Anregung für Skeptiker und Betroffene
Dieses Buch über die psychotherapeutischen Zugangswege zu älteren Menschen und die Chancen der Beratung Älterer baut auf dem im Jahr 2004 vom selben Autor verfassten Titel „Klinische Entwicklungspsychologie des Alters – Grundlagen für psychosoziale Beratung und Psychotherapie“ auf. Schwerpunkt des Buchs ist die psychotherapeutische Praxis. So werden neben den beiden Grundverfahren (psychodynamische Psychotherapie und Verhaltenstherapie) auch weitere Techniken wie die Gesprächspsychotherapie sowie die Paar- und Familientherapie in jeweils kurzen Übersichten im Hinblick auf Ältere dargestellt. Ausführlich setzt sich der Autor mit den Übergängen zwischen entwicklungsorientierter Beratung Älterer und (Richtlinien-) Psychotherapie auseinander. Kennzeichnend für die Beratung Älterer sei, Hilfe bei der Beantwortung von sich dem Älteren stellenden Anforderungen zu geben, um eine Umstrukturierung seines bisherigen Lebens gestalten zu können.
Besonders interessant ist der Überblick über die verschiedenen „Versorgungsangebote“ für psychisch kranke Ältere: die Praxis des niedergelassenen Arztes, die Seniorenberatung, die fachpsychotherapeutische Praxis, die psychosomatische Klinik, die gerontopsychiatrischen Einrichtungen, die geriatrischen Akut- und Rehabilitationskliniken sowie die ambulante beziehungsweise stationäre Pflege. Trotz dieser differenzierten Versorgungslandschaft legt der Autor zu Recht Gründe für eine Fehlallokation und Nichtinanspruchnahme offen, weist zugleich jedoch auch auf Lösungswege hin.
Den besonderen Schatz dieses Buchs bilden die 51 Fallvignetten, mit deren Hilfe sowohl Elemente des Therapieprozesses als auch spezielle psychotherapeutische Themen (zum Beispiel Übergang in die nachberufliche Zeit, Ressourcenarbeit, Tod des Ehepartners) illustriert werden. Hier können sich sowohl diejenigen Psychotherapeuten, die immer noch skeptisch gegenüber den Behandlungsmöglichkeiten Älterer sein sollten, ebenso anregen lassen wie die Betroffenen selber, die aus den Falldarstellungen Hoffnungen schöpfen können. Im Abschlusskapitel zu den „Zukünftigen Entwicklungen und Perspektiven“ bricht der Autor zu Recht eine Lanze dafür, die Kluft zwischen dem „aktiven und kompetenten Alter“ und dem „gebrechlichen Alter“ nicht weiter zu vertiefen. Ein Literaturverzeichnis mit fast 400 Quellen rundet das lesenswerte Buch ab. Gereon Heuft
Meinolf Peters: Psychosoziale Beratung und Psychotherapie im Alter. Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen, 2006, 296 Seiten, Abbildung, kartoniert, 34,90 Euro